Deutsche
in Kirgisien warten auf Hilfe!
Um den Deutschen im kirgisischen
Krisengebiet Unterstützung zu
gewährleisten, wandte sich der
Bundesvorsitzende der
Landsmannschaft der Deutschen aus
Russland, Adolf Fetsch, brieflich an
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel,
Bundesaußenminister Guido
Westerwelle, Bundesinnenminister
Thomas de Maizière und den
Beauftragten der Bundesregierung für
Aussiedlerfragen und nationale
Minderheiten, Dr. Christoph Bergner.
Nachstehend der Wortlaut des
Briefes:
Wir
wenden uns an Sie in großer Sorge
angesichts der bürgerkriegsähnlichen
Entwicklungen in Kirgisien, von
denen in zunehmendem Maße auch die
rund 12.000 Deutschen betroffen
sind, die dort laut Schätzungen
wohnen.
Kaum einer von ihnen ist – vor allem
seit Inkrafttreten des
Zuwanderungsgesetzes am 1. Januar
2005 – in der Lage, die Kriterien
zur Aufnahme als Spätaussiedler in
der Bundesrepublik Deutschland
kurzfristig zu erfüllen, so dass in
den ersten fünf Monaten des
laufenden Jahres lediglich 40
Deutschen die Ausreise aus Kirgisien
ermöglicht wurde.
Dabei leben allein in den beiden
besonders von den Unruhen
betroffenen Städten Osch und
Dschalalabat etwa 120 deutsche
Familien mit rund 300 Personen. Etwa
20 dieser Familien mit 60 bis 70
Personen wollen ausreisen und haben
bereits entsprechende Anträge
gestellt, ohne bisher einen
positiven Bescheid erhalten zu
haben.
Für diese Familien wäre es ebenso
wie für Tausende von anderen
Deutschen in Kirgisien sehr wichtig,
die Aufnahme zu beschleunigen und
ihnen rasch zu helfen. Für
problematisch halten wir die
Versendung von Hilfsgütern in der
gegenwärtig gehandhabten Form. Nach
uns vorliegenden Aussagen kommen
diese Hilfsgüter nur zu einem
geringen Teil bei den Deutschen an
und tragen letztendlich dazu bei,
den Neid und Hass der anderen
Bevölkerungsgruppen zu schüren.
Die Deutschen in Kirgisien leben
bereits seit Jahren unter äußerst
kritischen politischen,
gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Bedingungen, die
sich jetzt in bewusst geschürten
ethnischen Konflikten entladen. Als
Minderheit mit einem
Bevölkerungsanteil von gerade einmal
0,2 Prozent werden sie nicht in der
Lage sein, ihre Identität in einem
Land zu wahren, in dem weitaus
größere Bevölkerungsgruppen ihre
Interessen mit Methoden
durchzusetzen versuchen, die mit
unserem Verständnis von Demokratie
nichts zu tun haben.
Keinesfalls verschweigen dürfen wir
vor allem, dass die Unruhen auch zu
Toten unter der deutschen
Bevölkerung führen könnten bzw.
bereits geführt haben. Nachrichten
von Familien, deren Häuser
angezündet wurden und die sich auf
der Flucht befinden, haben wir
bereits erhalten.
Um Schlimmeres von den Deutschen in
Kirgisien abzuwenden, die sich in
einer akuten Notsituation befinden,
setzen wir uns für die Realisierung
der folgenden Maßnahmen ein:
- Information und Aufklärung der
bundesdeutschen Öffentlichkeit über
das Ausmaß der Bedrohung der
Deutschen in Kirgisien.
- Intensivierung des politischen und
diplomatischen Einsatzes für die
Deutschen in den kirgisischen
Krisengebieten.
- Evakuierung von Deutschen aus
besonders bedrohten Gegenden
Kirgisiens – nach uns vorliegenden
Informationen haben sich die
Regierungen Russlands und der Türkei
bereits in dieser Weise für ihre
Staatsangehörigen eingesetzt. Vor
diesem Hintergrund wäre für uns eine
offizielle Aussage zu der immer
wieder zu hörenden Meldung von
Interesse, die Bundesregierung habe
Mitarbeiter aus Krisengebieten
abgezogen.
- Rasche und unbürokratische
Reaktion auf Ausreise- und
Aufnahmeanträge, die es jedem
Deutschen in Kirgisien ermöglicht,
aus humanitären Gründen unter
Umgehung bzw. großzügiger Auslegung
der starren Voraussetzungen des
Zuwanderungsgesetzes Kirgisien zu
verlassen.
Adolf Fetsch,
Bundesvorsitzender
Zum Thema:
Zur Lage in Kirgisien
Deutsche in Kirgisien warten auf
Hilfe!
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