Die Protestuierten
Nein, verehrte Leser, Sie
haben richtig gelesen. Es ist auch kein
Druckfehler, und auch kein Tippfehler vom Autor.
Es ist ein ganz neues Wort, und es ist kaum
notwendig, die Bedeutung dieses Wortes zu
erklären. Es bedeutet das, wonach es sich auch
anhört – Prostitution. Aber nicht in ihrer
gewohnten, sondern in einer speziellen,
konkreten, Form, die sich im heutigen
Deutschland zu einem ganz normalen Gewerbe zu
entwickeln scheint. Bei dieser Form des
„ältesten Gewerbes“ der Welt geht es nicht um
die Befriedigung sexueller Wünsche gegen Bares,
sondern um Protest auf Bestellung. Das Prinzip
und der Aufbau des Milieus sind dieselben wie
die des Rotlichtgewerbes: Es gibt Freier; es
gibt Zuhälter und es gibt auch, natürlich die
Prostituierten, in dem Fall eben, die
Protestuierten. Einen großen Unterschied zum
horizontalen Gewerbe gibt es, allerdings doch.
Nämlich: bezahlt wird nicht immer mit dem
privaten Geld der Freier, sondern oft mit dem
der Allgemeinheit, sprich der Steuerzahler.
Beispiel? So viel Sie möchten!
Schauen Sie sich in Berlin, oder in anderen
Großstädten um. Da wird protestiert, was das
Zeug hält: Gegen das Iranische Atomprogramm;
gegen Ahmadinedschad; gegen das Assadregime in
Syrien; gegen all die anderen Diktatoren, Gott
weiß noch wo auf der Welt; gegen den Krieg da,
und für den Luftangriff dort; gegen Fremdenhass
und Antisemitismus in Deutschland und so weiter,
weiter und weiter.
Die Freier sind Vertreter
unterschiedlicher Lobbys, Exiloppositionelle aus
aller Herren Länder, Personen, die wegen
irgendwelcher Vergehen (beispielsweise
Hochverrats) ihr Herkunftsland verlassen
mussten, und nun auf Rache aus sind. Außerdem
gehören dazu auch bundesdeutsche Politiker, die
in Wahrheit Interessen anderer Staaten vertreten
und entsprechende Protestkundgebungen in Auftrag
geben.
Zuhälter sind diverse
Organisationen. Als da wären: Bundeszentrale für
dies und das; Zentralräte derer oder derer;
verschiedene Stiftungen, internationale
Bündnisse, Brücken und wie sie alle noch heißen.
Sie alle haben eins gemeinsam: jede Menge Geld,
nicht selten bereitgestellt vom Staat. Dabei ist
der Staat sehr großzügig, so dass er, sollte mal
ein Freier nicht gut bei der Kasse sein, stets
mit dem Geld seiner Bürger zu helfen bereit ist,
denn die Protestuierten müssen ja auch bezahlt
werden. Die Busfahrten, die die von den
Zuhältern angeheuerte „Ware“ zum Kundgebungsort
bringen sollen kosten auch viel Geld:
Benzinkosten, Mautgebühren, Busfahrerlöhne sowie
auch Speis` und Trank, die die
Auftragsprotestler bei der Laune halten, und sie
willig machen sollen. Da ist dem Vater Staat
scheinbar kein Cent zu schade. Da geht er gerne
mit den Freiern und den Zuhältern Hand in
Hand.
Wer sind aber die
Menschen, die sich für fremde Zwecke
missbrauchen lassen? Was bringt einen Menschen
dazu, nicht nur seinen Körper zur Verfügung zu
stellen, sondern auch seine Stimme?
Was bringt einen dazu, seine Prinzipien, sein
Gewissen, seine Ehre, ja seine Seele zu
verkaufen? Wer sind die, die ihrem eigenen
Untergang scheinbar gleichgültig
entgegenblicken, und für die Syrischen Rebellen,
beispielsweise, demonstrieren? Was bewegt
sie?
Denn, leider, sind es
nicht immer und nicht nur ein paar Dutzend
gelangweilte, „arbeitsuchende“ Jugendliche, die
auf ein bisschen Spaß und Randale aus sind
(Gratisausflug und Verköstigung inklusive).
Manchmal sind es Damen und Herren im bereits
fortgeschrittenen Alter, wie neulich bei den
„weltweit durchgeführten“ Lesungen für die
Freiheit und Demokratie in Syrien.
In einem Fernsehbericht
konnte man eine kleine Menschengruppe sehen (8
- 10 Leute), die angeblich bei diesen Lesungen
mitgemacht hat. Schon auf den ersten Blick war
es zu erkennen, dass die Gruppe notdürftig und
auf die Schnelle zusammengewürfelt wurde.
Einige von ihnen waren eindeutig
asiatisch-fernöstlicher Abstammung und dürften
sich kaum sonderlich für die Probleme in
Nordafrika oder im Nahen Osten interessieren,
geschweige denn, sich mit ihnen auszukennen.
(Haben sie doch bei sich zuhause, im Fernen
Osten genügend eigener Probleme). Sie standen
verunsichert herum, und schienen nicht so recht
zu wissen, was das ganze soll, und warum sie von
einigen Passanten als Kriegstreiber beschimpft
werden. Nur ein Herr, der offensichtlich zu den
Organisatoren dieser, so genannten Lesungen
gehörte, nahm seine Aufgabe bewusst wahr und
„bellte“ beherzt zurück.
Es ist übrigens üblich,
dass bei der Art Veranstaltungen die meisten
„Teilnehmer“ gar nicht wissen, worum es
überhaupt geht und nicht selten bis zum Schluss
im Glauben gelassen werden, dass sie nur einen
Ausflug machen. Dass sie als Statisten in einem
politischen Theaterstück missbraucht werden, ist
ihnen oft überhaupt nicht bewusst.
Natürlich gibt es auch
solche, die da auch bewusst mitmachen, weil sie
gerne mit dem Zeitgeist gehen, und „aktive
mündige“ Bürger sein möchten. Manche Politiker,
Prominente, oder die, die es gerne werden
möchten, ergreifen jede Gelegenheit, um sich
rechtzeitig zu Wort zu melden, sich öffentlich
zu äußern, um den gewissen einflussreichen
Organisationen und Persönlichkeiten positiv
aufzufallen, wie es beispielsweise Andrea Nahles
von der SPD, oder Hermann Gröhe von der CDU im
Falle des umstrittenen Gedichts von Günter
Grass, „Was gesagt werden muss“ getan haben.
Beide sind zwar schon in ihren jeweiligen
Parteien zu festen Größen herangewachsen,
spielen aber auf Bundesebene, im Konzert der
Großen und Mächtigen, bei weitem nicht die erste
Geige. Wer aber hoch hinauf will, darf sich die
Gelegenheit nicht entgehen lassen, sich als
Freund und Beschützer Israels zu
profilieren.
Frau Merkel und Co konnten
sich den Luxus erlauben, sich, wie ihr Sprecher
Seifert gesagt hatte, nicht zu jedem Gedicht,
das der künstlerischen Freiheit obliegt, äußern
zu müssen. Den Luxus haben Nahles und Gröhe
(noch) nicht. Sie möchten erst nach ganz oben,
und da heißt es, so schnell wie möglich das
„Richtige“ zu sagen, bevor es ein anderer tut.
In solchen Momenten entscheidet sich oft der
weitere Verlauf der Karriere eines Politikers.
Ob man im richtigen Moment das Richtige oder das
Falsche sagt, entscheidet darüber, ob man
weiterhin ein graues Mittelmaßpolitikerdasein
führen müssen wird, oder ob einem demnächst
Flügel wachsen und ihn in schwindelerregende
Höhen hinaufkatapultieren werden, oder man
ungebremst auf dem Boden aufschlägt und
zerschellt.
Die Einen hören nur auf ihr Herz, auf ihr
Gewissen und tragen Konsequenzen, die Anderen
protestuieren sich, um besser und schneller
voran zu kommen.
Johannes
Kremer
Aus der russlanddeutschen
Zeitschrift „Ost-West-Panorama“ |