Kohl verhinderte Deutschlands Neutralität
Bei
der durch die friedliche Revolution in
Mitteldeutschland erzwungenen Vereinigung von
Bundesrepublik und DDR bestand die – vielleicht
nicht wiederkehrende – Chance, Deutschland nach
Schweizer Muster aus künftigen Kriegen
herauszuhalten. Die „Frankfurter Allgemeine
Zeitung“ vom 10. Februar 2010 stellte die Rolle
des damaligen Bundeskanzlers Kohl bei den
Gesprächen mit dem sowjetischen Staats- und
Parteichef Gorbatschow gemäß den Aufzeichnungen
von Kohls Berater Teltschik heraus. Bei den
Verhandlungen in Moskau am 10. Februar 1990 habe
Kohl klargestellt, dass eine Neutralisierung
Deutschlands mit seiner Regierung nicht
durchsetzbar sei. Kohl: „Dies wäre eine
historische Dummheit.“
Seit der Niederlage in der Schlacht bei Marignano
1515 hatte sich die Schweiz von Konflikten
ferngehalten. Auch im Dreißigjährigen Krieg, bei
dem vielleicht die Hälfte der Bevölkerung
Mitteleuropas das Leben verlor, blieb die Schweiz
neutral. Die Eidgenossen beschlossen 1647 die
„immerwährende bewaffnete Neutralität“. Zwar
mussten unter Napoleons Gewaltherrschaft Schweizer
Truppen für Frankreich in Spanien und Russland
kämpfen, doch auf dem Wiener Kongress 1815 wurde
die Neutralität der Schweiz bestätigt.
Kohl zerschlug bei der Regelung der
Rahmenbedingungen der Wiedervereinigung 1990 die
ideale Gelegenheit, dass die Bundesrepublik eine
vergleichbar glückliche Stellung erlangt.
Heute müssen deutsche Truppen für die weltweite
Dominanz der USA fechten und die Bundeswehr wird
zu einer Hilfsarmee an von Washington bestimmten
Kriegsschauplätzen umgerüstet.
Im Gegensatz zur Eidgenossenschaft kennt die
Bundesrepublik Deutschland auf Bundesebene weder
Volksbegehren noch Volksabstimmung. Somit kann die
Bevölkerung die Entscheidungen der Herrschenden
nicht korrigieren, wo dies nötig wäre. Im
Gegensatz zu Bismarcks Maxime, sich aus fremden
Kriegen herauszuhalten, führt die Regierung Merkel
Mitteleuropa als Partei an der Seite der USA und
Israels ungeachtet der Schrecken unserer
Geschichte immer weiter in Kriege. Die Schweiz
hingegen hat keinen einzigen Mann außerhalb ihrer
Grenzen stationiert. Den Politikern der
Eidgenossenschaft muss man neidlos zugestehen,
dass sie nichts anderes im Sinne haben als die
Interessen und das Recht ihrer eigenen
Staatsbürger.
Dr. Gerhard Frey
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