Deutsche Goldreserven - ein Mythos?
Endlich Antworten - die nicht befriedigen!
Wo wird das Gold der Bundesrepublik Deutschland
gelagert? Diese Frage kursiert seit Jahrzehnten
und wird oft beantwortet mit: Bei der Federal
Reserve Bank in New York. Ein Land, das zwei
Weltkriege verloren hat und sein eigenes Gold
bei den Siegermächten lagert? Viel wird über die
Gründe spekuliert oder ob das mit New York nicht
eine böse Verschwörungstheorie sei. Ist es
nicht! Das Thema kam im Deutschen Bundestag
offen zur Sprache. Befriedigend ist die Sachlage
trotzdem nicht.
Für alle, die sich die Frage nach den deutschen
Goldreserven in der Vergangenheit gestellt
haben, muß es erstaunlich gewirkt haben. In der
Ausgabe vom 7.3.2011 bringt die offizielle
Bundestagszeitung „Das Parlament“ das Thema der
Lagerstätten des deutschen Goldes auf den Tisch.
Zu verdanken ist dies mehreren Anfragen des
CSU-Abgeordneten Dr. Peter Gauweiler. CSU hin
oder her: Immer wieder stellt der
Bundestagsrebell Gauweiler die richtigen, weil
unbequemen Fragen. Die Antworten sind klar und
werfen dennoch neue Fragen und Probleme auf.
Wir lassen nachfolgend die Bundestagsdrucksachen
auszugsweise im Originalwortlaut sprechen
(Hervorhebungen durch UN).
Aus der Drucksache 17/3807 vom 19.11.2010
Frage Gauweiler:
„Wie hoch sind die Bestände der Deutschen
Bundesbank in Gold derzeit, und wo im In- oder
Ausland sind sie gelagert?“
Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs
Hartmut Koschyk vom 17.11.2010: »[…] Gold ist
Teil der offiziellen Währungsreserven. Bei der
Erfüllung ihrer Aufgaben ist die Deutsche
Bundesbank von Weisungen der Bundesregierung
unabhängig (Artikel 130 AEUV, § 12 Satz 1 BBankG).
Dementsprechend trifft die Deutsche Bundesbank
Entscheidungen im Zusammenhang mit der
Verwaltung der Währungsreserven, wie z.B. den
Lagerort der Goldreserven, autonom.
Die Deutsche Bundesbank verfügt nach eigenen
Angaben über Goldreserven von rund 3.401,8
Tonnen. Einen Teil der Goldbestände hält die
Deutsche Bundesbank danach in eigenen Tresoren
im Inland.
Weitere Bestände werden an wichtigen
Goldhandelsplätzen bei den dort ansässigen
Zentralbanken verwahrt (London: Bank of England,
New York: Federal Reserve Bank).
Dies hat sich historisch und marktbedingt so
ergeben, weil das Gold an diesen Handelsplätzen
an die Deutsche Bundesbank übertragen wurde.
Daneben wird ein kleiner Teil der Goldreserven
bei der Banque de France in Paris gehalten.“
Frage Gauweiler:
„Sind diese Bestände ganz oder teilweise
verliehen, und wenn ja, an wen?“
Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs
Hartmut Koschyk vom 17.11.2010: »Nach
Informationen der Deutschen Bundesbank hält
diese ihre Goldbestände in Form von physischem
Gold. Der Anteil verliehenen Goldes liegt
höchstens im niedrigen einstelligen
Prozentbereich.
Goldleihegeschäfte werden mit im Goldgeschäft
erfahrenen Banken höchster Bonität getätigt.
Aktuell ist kein Gold verliehen.«
Aus der Drucksache 17/4154 vom 10.12.2010
Frage Gauweiler:
»Ist der Bundesregierung bekannt, wie viel
Gold aus den Beständen der Deutschen Bundesbank
derzeit bei der Federal Reserve Bank of New York
in den USA gelagert ist?«
Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs
Hartmut Koschyk vom 8.12.2010: »Ergänzend zu
den mit meinem Schreiben vom 17. November 2010
übermittelten Informationen über die
Goldbestände der Deutschen Bundesbank kann
ich Ihnen leider keine detaillierten Auskünfte
geben. Die Deutsche Bundesbank veröffentlicht
aus Sicherheitsaspekten in ihrem
Geschäftsbericht bewußt keine nach Lagerstätten
aufgeschlüsselten Bestandsausweise.
[…] Laut eigenen Angaben verwahrt die Federal
Reserve Bank of New York Goldbestände von nahezu
60 verschiedenen Notenbanken bzw. staatlichen
Stellen.
Über die bei den ausländischen Notenbanken
verwahrten Goldbestände kann von der Deutschen
Bundesbank zu jeder Zeit verfügt werden. Das
Gold der Deutschen Bundesbank wird in Form von
einzeln identifizierbaren Barren verwahrt. Die
Goldbestände werden im Rahmen der regulären
Revisionstätigkeit überprüft.
[…] Die Lagerung im Ausland ist
betriebswirtschaftlich sinnvoll, solange sie
kostengünstiger ist als der Transport nach
Deutschland und der Bau zusätzlicher
Tresoranlagen.«
Aus der Drucksache 17/4275 vom 17.12.2010
Frage Gauweiler:
„In welchen Abständen werden die Bestände der
Deutschen Bundesbank bei der Federal Reserve
Bank in den USA tatsächlich körperlich in
Augenschein genommen, und wann ist dies zuletzt
geschehen?“
Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs
Steffen Kampeter vom 16.12.2010: „Nach
Angaben der Deutschen Bundesbank haben am 11.
Juni 2007 Bundesbankmitarbeiter in Begleitung
von zwei für die Schlüsselführung
verantwortlichen Mitarbeitern der Federal
Reserve Bank, New York (Fed NY), sowie dem
Vertreter des Leiters der Internen Revision und
der für die Prüfung von Goldbeständen
verantwortlichen Mitarbeiterin der Revision die
Tresoranlagen betreten und besichtigt, in denen
in 122 Gelassen (Compartments) Gold gelagert
ist. Die Bestände der Deutschen Bundesbank
werden nach den Geschäftsbedingungen der Fed NY
in eigenen Compartments, nicht zusammen mit
Beständen anderer Notenbanken, aufbewahrt. Der
Leiter der Revision der Fed NY hat den
Bundesbankmitarbeitern eine Bestandsbestätigung
ausgehändigt.“
Klare Antworten, bleibendes Problem
Das deutsche Gold liegt zu erheblichen, wenn
auch nicht genau genannten Mengen in
ausländischen Banken. Nun ist es unumstößlich
belegt. Aber wen soll das beruhigen? Wieder
einmal stellt sich die Frage, wie souverän ein
Staat ist, der seine finanziellen Grundlagen
nicht vollständig selbst kontrolliert. Das gilt
für Goldreserven genauso wie für die
Staatsverschuldung
(vgl. hierzu UN 10/2010).
Deutsches Gold, unser Volksvermögen, gelagert in
den Tresoren der Federal Reserve Bank in den
USA. Ein Land, das im Dauerkriegszustand
fröhlich dem Staatsbankrott entgegentaumelt. Ein
Land, dessen Freunde schnell zu Feinden werden.
Und dann? Dann liegt es dort: Deutsches Gold und
das Gold knapp 60 weiterer Nationen und ist im
Zweifel futsch.
Nicht nur deshalb, sondern auch wegen der
ständig neuen Rekorde bei den Goldpreisen sollte
es selbstverständlich sein, daß das deutsche
Gold aus den USA, Großbritannien und Frankreich
möglichst schnell auf deutschem Boden gelagert
wird. Egal, was es kostet.
Quelle: „UN“ Nr. 4. 2011
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