Ansprache von Walter Augsburger in Berlin
während der Protestkundgebung gegen die
Fälschungen im Lehrbuch „Geschichte und
Gegenwart“
„Es gibt nur eine Sittlichkeit, und das ist die
Wahrheit.
Es gibt nur ein Verbrechen, und das ist die
Lüge.“
Friedrich von Schiller
Liebe
Landsleute, liebe Freunde, liebe Gäste!
Es ist schon die vierte Protestkundgebung seit
den entdeckten Falschinformationen zur
Geschichte der Deutschen aus Russland.
Zweimal waren die Proteste in Düsseldorf, wo in
Realschulen dieses Schulbuch im Gebrauch war und
– nach heutigem Stand – immer noch danach
gelehrt wird!?
Heute, am 14. August
2010, haben wir auch hier in Berlin ein zweites
Mal unsere Zusammenkunft aus dem gleichen Grund
– es geht immer noch darum, dass man angeblich
Russland- bzw. Ukraine-Deutschen „…Wohnungen und
Kleider aus dem Besitz …ermordeter Juden gegeben
hätte…“ und sogar „…ihre
Selbstschutz-Einrichtungen auch an Massenmorden
an Juden beteiligt“ gewesen wären …
Es ist eine menschenverachtende Verfälschung des
leidvollen Schicksals unserer Großeltern und
Eltern, Verwandten und Bekannten!
Es gibt keine einzige russland-deutsche Familie,
die keine Opfer zu beklagen hat! Aber im
benannten Schulbuch steht die Hauptbotschaft des
Massenmordes an Juden als Verurteilung unserer
Volksgruppe.
Auf mehrere Anfragen an das Ministerium für
Schule und Bildung gibt es immer nur die gleiche
banale Antwort: „die fachwissenschaftliche
Prüfung durch die Landes-Schulbuch-Kommission
hat ergeben:“ Zum Kapitel seien seiner Zeit
folgende Quellen zugrunde gelegt worden von
Fachleuten: (1.) Prof. Dr. Ingeborg
Fleischhauer: Das Dritte Reich und die Deutschen
in der Sowjetunion.
(2.) Prof. Dr. Detlef Brandes: Von der
Verfolgung im ersten Weltkrieg bis zur
Deportation.
Mittlerweile besitze ich alle diese Bücher, die
als Quelle für das Schulbuch dienten. Ich habe
festgestellt, dass Niemand von den
Verantwortlichen die oben genannten Quellen je
ernsthaft durchgelesen hat, nicht im Ministerium
– nicht die Prüfungskommission, nicht die
Herausgeber des Schulbuches! Warum?
Ich zitiere hier Aussagen aus
dem Buch von Dr. Ingeborg Fleischhauer, die
Seiten 93 und 104: „…infolge der Wellen von
Verhaftungen, Deportationen und Verschleppungen
war der Anteil der männlichen Bevölkerung auf
die Hälfte der weiblichen abgesunken; Kinder
unter vierzehn Jahren machten einen
überdurchschnittlich hohen Anteil der
Gesamtbevölkerung aus…“
Überlegen Sie doch bitte, es geht um
Repressalien und Deportationen, die noch vor dem
Krieg stattgefunden haben. Meine Damen und
Herren! Sollen es die Kinder, Frauen und Greise
gewesen sein, die an dem Massenmord beteiligt
waren?!
Weiter lese ich: „…zwar waren im Rahmen der
Schärfung der nationalen Gegensätze bedachten
Politik Stalins zahlreiche Juden als Funktionäre
in deutschen Siedlungs-Gebieten eingesetzt, doch
hatte diese Praxis in der Masse der deutschen
Bevölkerung nicht zu einer derart hasserfüllten
Einstellung gegenüber Juden geführt“. Im
Gegenteil: „der grundlegende Mangel an Juden-
und Slawenhass in der deutschrussischen
Bevölkerung war eine Erscheinung, gegen welche
die Einsatzgruppen der Sicherheits-Polizei und
des Sicherheits-Dienstes (SD) mit nur mäßigem
Erfolg ankämpften…“
Eindeutig widerspricht diese Aussage den
Behauptungen im Schulbuch. Dort gibt es kein
einziges Wort über Toleranz und friedliches
Zusammenleben zwischen den verschiedenen Völkern
in der Ukraine, der Deutschen einschließlich –
und das trotz allen Repressionen, geplanten
Verhaftungen usw.
Für welche Art der Politik die kommunistischen
Machthaber standen, beweist noch ein Zitat von
Dr. Ingeborg Fleischhauer, Seite 104: “…die
sowjetische Zwangs-Aussiedlung der Bevölkerung
deutscher Nationalität war in den Sommermonaten
1941 nach Listen erfolgt, welche auf
Anordnung des Zentralkomitees der KPdSU bereits
im Herbst 1934 angefertigt worden
waren…“ Meine Bemerkung dazu: Mit dieser Aussage
steht der Anfang der Vertreibungspolitik 1934
gegen alle Russlanddeutschen fest, und ab 1941
waren die grausamen Folgen des sowjetischen
Staatsterrors an uns sichtbar geworden. Diese
unmenschliche Vernichtungspolitik gegen unsere
Volksgruppe sind die Jahre bis Stalins Tod 1953
als Höhepunkt des Genozids festzustellen. Als
weitere Bestätigung lesen wir aus den Aussagen
aus einem Buch von Dr. Detlef Brandes, die
Seiten 206 und 212: „…schon Anfang 1935 wurden
deutsche Familien aus Wolhynien nach Sibirien
verschickt…“ Ich kann auch Geschehenes an
Ungerechtigkeiten in der Wolga-Republik, in
deutschen Siedlungen in Sibirien, im Kaukasus,
auf der Krim und in anderen deutschen Siedlungen
finden, aber ich lese nur vor, was auf Seite 212
bei Dr. Brandes steht: „…keine antideutsche
Maßnahme in irgendeinem Staat Ostmitteleuropas
der Zwischen-Kriegszeit ist nur im Entferntesten
mit der Unterdrückung und dem Terror im
Sowjetstaat zu vergleichen“ … „…erst die noch
größeren Leiden während des Zweiten Weltkrieges
tauchten die Erlebnisse in der
Zwischenkriegszeit in ein milderes Licht.“
Und nun die Frage an alle: Wie ist die Tätigkeit
der Schulbuch-Kommission zu verstehen? Wenn nach
fachwissenschaftlicher Prüfung die Arbeiten von
Dr. Ingeborg Fleischhauer bzw. Dr. Detlef
Brandes übersehen wurden. Mir scheint, es wird
alles versucht, um das Deutschtum allgemein in
eine negative Sicht zu bringen. So ist es am
einfachsten, die Politkorrektheit auszuüben, um
die eigene Karriere zu sichern. Das erinnert
sehr wohl an die Zeiten der Sowjetunion, und
sicherlich auch an die Karriereleiter der
Menschen im Dritten Reich.
Die Erklärung des zuständigen Ministeriums vom
27. Mai 2009 zu diesem Problem ist auf folgende
Weise formuliert: „Dieses Geschichtsbuch darf
daher von den Schulen nicht eingeführt werden.“
Aber das Schulbuch ist immer noch in den
Klassenzimmern der Kinder im Gebrauch.
Ist es nicht möglich für die politkorrekten
Politiker, dass die Deutschen aus Russland keine
Verbrecher und Täter sein können? Sollen wir
denn ebenfalls kollektiv in ein Schuldbekenntnis
integriert sein? So wie es schon allgemein die
Weltanschauung mancher Politiker in der
Bundesrepublik ist!
Dies ist eigentlich das Dilemma, wenn die
Etablierten der Bundesrepublik über eine
propagierte Kollektivschuld sprechen, wenn auf
der anderen Seite plötzlich deutsche Opfer
auftauchen. Ist das der wahre Grund, um das Tor
für die Einreise Deutschstämmiger zu
verschließen? Mittlerweile gibt es sogar
Tragödien von Familientrennungen in unserem
Land. Man kann auch in anständiger Form die
Untätigkeit der Bundesregierung ausdrücken, wie
zum Beispiel Gerard Menuhin, wohl gemerkt
jüdischer Herkunft, den ich hier gerne zitiere:
„…dabei bräuchte es nur einen Politiker, der den
Mut hätte zu sagen: „Deutschland hat
schwerwiegende Probleme. Wir sind vom deutschen
Volk gewählt und werden mit öffentlichen Geldern
bezahlt, damit wir deutsche Probleme lösen. Also
tun wir unsere Pflicht. Konzentrieren wir uns
auf Deutschland. Schauen wir auf den Nutzen
unseres Volkes, wie wir es in unserem Eid
geschworen haben.“
Berlin. 14.08.10 |