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KOPP EXKLUSIV: Wie israelische und amerikanische Geheimdienste den Iran-Krieg vorbereiten

 

Seit mehr als einem Jahr weiß man in der iranischen Staatsführung, dass der nächste Krieg am Golf nur noch eine Frage der Zeit ist. Lange bevor der Iran-Krieg begonnen hat und der erste Schuss gefallen ist, hat in den Vereinigten Staaten, in Israel und in Iran längst der Propagandakrieg begonnen. Und seit mehr als einem Jahr schon sind Undercover-Agenten und agents provocateurs in Iran im Einsatz – auch mit deutschen Pässen. Während Politiker debattieren und Floskeln verkünden, bereiten sich Militärs und Geheimdienste auf den Ernstfall vor.

Man muss entweder betrunken sein oder einen außergewöhnlichen Nationalstolz haben, wenn man die Stadt Astara als »schön« bezeichnet. Genau genommen gibt es Astara gleich zwei Mal – denn dort, wo der Fluss Astara in das Kaspische Meer mündet, liegen an beiden Flussufern Städte, die Astara heißen. Der nördliche Teil gehört zu Aserbaidschan – der südliche zur Islamischen Republik Iran. Seit beinahe 200 Jahren ist die Stadt geteilt. Der Fluß bildet die Grenze.  Die 55.000 Einwohner beider Stadthälften leben offiziell vom Handel – inoffiziell lebt ein Großteil vom Schmuggel. In die südliche Richtung (nach Iran) schmuggelt man Alkohol, in die nördliche Heroin und andere Rauschgifte. Das ist seit Jahrzehnten bekannt und eigentlich nicht der Erwähnung wert. Doch seit mehreren Monaten schon mischen sich unter die »Handelsreisenden« eigentümliche Geschäftsleute – Mitarbeiter des israelischen Mossad, die ganz offiziell von der aserbaidschanischen Regierung dazu eingeladen worden sind, die Grenzen des ölreichen Landes vor iranischen Einflüssen zu »sichern«.  

Die Mitarbeiter des Mossad legen diesen Auftrag mit augenzwinkerndem Einverständnis der Regierung in Baku offenkundig sehr großzügig aus – und überqueren regelmäßig bei Astara die Grenze nach Iran, um über die Schmuggelpfade tief ins iranische Landesinnere vorzustoßen.

Seit mehreren Jahren schon bildet der Mossad die Geheimdienste Aserbaidschans aus. Der Mossad unterhält entlang der aserbaidschanisch-iranischen Grenze eine ganze Reihe von Hochposten, mit denen sämtliche Kommunikation bis tief in das Landesinnere aufgefangen und ausgewertet werden kann. Israelische Militärs bilden aserbaidschanische Militärs aus und dürfen entlang der Grenzen an Aufklärungsflügen teilnehmen und alle Aufnahmen und sonstigen Erkenntnisse in Israel auswerten lassen. Die Zusammenarbeit und das gegenseitige Vertrauen sind inzwischen groß: so wird der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev bei Auslandsreisen inzwischen von israelischen Leibwächtern beschützt. Im Gegenzug haben die Mitarbeiter des Mossad entlang der Grenzen freie Hand. Natürlich arbeiten jene, die über die Grenze nach Iran einreisen, nicht mit israelischen Pässen: sie nutzen deutsche, amerikanische, kanadische, indische, südafrikanische, ugandische und türkische Pässe, um ihre wahre Idetität zu verschleiern. Entsprechende Abkommen über die Verwendung dieser Pässe hat Israel mit den vorgenannten Ländern schon vor vielen Jahren unterzeichnet – einzig Kanada wehrt sich heute zumindest offiziell dagegen, dass der Mossad bei solchen riskanten Operationen auch mit kanadischen Pässen arbeitet.

Nun wäre der Eindruck, nach dem Hunderte Mossad-Agenten dauerhaft in Iran arbeiten würden, ein maßlos übertriebener: in Wahrheit sind nie mehr als zwei oder drei Israelis zugleich auf iranischem Gebiet. Sie sollen nicht etwa militärische Einrichtungen fotografieren oder Bodenproben entnehmen; das erledigen schon oppositionelle Iraner. Die Israelis bauen vielmehr innerhalb Irans ein Kontaktnetz auf, das den noch in Iran lebenden 20.000 Juden gut abgeschirmte Kommunikationskanäle zu israelischen Stellen ermöglichen soll. Die Mitarbeiter des Mossad riskieren ihr Leben, um in Iran lebenden Juden für den Kriegsfall zahlreiche dieser Kommunikationskanäle zu eröffnen. Die Mitarbeiter des Mossad operieren dabei nicht nur aus Aserbaidschan heraus, sondern auch aus der Türkei.

Nun werden weder die Israelis noch die Amerikaner öffentlich eingestehen, dass sie die iranischen Grenzen überschreiten und geheimdienstlich in Iran operieren. Im Falle der amerikanischen Streitkräfte ist es allerdings auffällig, dass seit dem 25. Mai die Verluste in der afghanischen Farah-Provinz stark steigen. Diese Provinz grezt an Iran - und binnen weniger Tage kamen dort zehn amerikanische Soldaten bei »Feindkontakten« ums Leben. Sie gehörten unter anderem dem Marine Corps Forces Special Operations Command an, das für die geheimdienstliche Aufklärung Irans zuständig ist.  Wie es heißt, haben diese Einheiten den Auftrag, die im Süden Irans lebenden sunnitischen Muslime gegen die schiitische Teheraner Staatsführung aufzuhetzen und im Kriegsfalle die (westlichen) Angreifer zu unterstützen.  

Die Amerikaner schulen die von ihnen rekrutierten sunnitischen iranischen Milizionäre im Umgang mit Minen von hoher Sprengkraft, Mörsern und Scharfschützengewehren und trainieren mit ihnen nachrichtendienstliche Operationen und Entführungen. Solche Operationen werden von Afghanistan, aber auch vom Irak aus entlang der südlichen iranischen Grenze durchgeführt. Schaut man sich die Pressemitteilungen der Amerikaner der vergangenen Tage an, dann machen die Iraner das Gleiche – nur mit umgekehrtem Vorzeichen: Die iranischen Geheimdienste schulen im Irak die von ihnen rekrutierten schiitischen irakischen Milizionäre im Umgang mit Minen von hoher Sprengkraft, Mörsern und Scharfschützengewehren und trainieren mit ihnen nachrichtendienstliche Operationen und Entführungen.

Man könnte das alles für Sandkastenspiele großer Kinder halten, bei dem der eine dem anderen mit dem Schippchen Sand ins Gesicht wirft. Beide Seiten sind allerdings erwachsen – und meinen es bitter ernst.

Udo Ulfkotte

 

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