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  Kommentar

 

Das Super-Sebnitz

 

Polizei und Politik blamieren sich im „Fall Mannichl“ bis auf die Knochen

 

Der Fall des Passauer Polizeidirektors Alois Mannichl ist wieder radikal in der Versenkung verschwunden, nachdem er für zirka zwei bis drei Wochen die ganze Republik in Atem gehalten hatte. Am 13. Dezember 2008 war es zu einem bislang ungeklärten Vorfall in Mannichls Heimatort Fürstenzell bei Passau gekommen. Mannichl behauptet, gegen halb sechs Uhr abends (die genaue Tatzeit ist bisher allerdings ungeklärt) vor seinem Haus von einem 1,90 Meter großen und auffällig am Kopf tätowierten „Glatzkopf“, der außerdem eine szenetypische Bomberjacke getragen haben soll, niedergestochen worden zu sein. Vor dieser Tat soll der Mann noch die Sätze „Viele Grüße vom Nationalen Widerstand. Du linkes Bullenschwein, du trampelst nimmer auf Gräbern unserer Kameraden herum“ geäußert haben.

 

Widersprüche über Widersprüche

 

Ohne irgendwelche polizeilichen Ermittlungsergebnisse abzuwarten, brach daraufhin eine insbesondere von Spitzenpolitikern und medialen Meinungsmachern geschürte kollektive Hysterie aus, in deren Zuge natürlich auch wieder massiv nach einem NPD-Verbot gerufen wurde. Die frühere DDR-Bürgerrechtlerin und frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld schrieb schon am 28. Dezember 2008 in einer Kolumne für die Netzseite des Magazins „eigentümlich frei“: „So lange eine Asymmetrie bei der Beurteilung, Verfolgung und Sanktionierung rechts-, und linksextremistischer Straftaten besteht, ist der Rechtsstaat in Gefahr. Nach den Pleiten von Sebnitz, Potsdam und dem ‚Aufstand der Anständigen‛ wäre es höchste Zeit, die Unschuldsvermutung als hohes rechtsstaatliches Gut zu schützen und Ermittlungsergebnisse abzuwarten, bevor man sich in öffentlichen Schuldzuweisungen übt.“ Lengsfeld blieb freilich eine Ruferin in der Wüste; außer ihr und ein paar anderen echten Querdenkern schrieben die Medien kollektiv gegen die Fakten an, die im Zuge der Ermittlungen im „Fall Mannichl“ ans Tageslicht gehoben wurden. Schon am 15. Dezember wurde der bislang größte Widerspruch im „Fall Mannichl“offenbar, nämlich der, daß die Tatwaffe aus dem Haushalt des Opfers selbst stammt. Es ist außerordentlich ungewöhnlich, daß ein Attentäter zu einem angeblich geplanten und zielgerichteten Mordanschlag die Tatwaffe nicht selber mitbringt, sondern sich darauf verläßt, vor Ort zufällig eine Tatwaffe aufzufinden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Passau lag das Messer auf einem Fensterbrett auf der Gartenseite des Hauses, das heißt der Attentäter hätte es sich in der einsetzenden Dunkelheit auf der Rückseite des Hauses ertasten müssen, was den Tatverlauf noch phantastischer macht. Nachdenklich muß es auch stimmen, daß sich auf dem Messer keine Fingerabdrücke finden. Merkwürdig ist weiterhin, daß der Täter sich nach der Aussage von Mannichl nicht maskiert hat, obwohl er angeblich alle Medienklischees eines „Neonazis“ wie Glatze und Tätowierung erfüllte. In den zwei letzten Dezemberwochen geriet die Tätersuche dann endgültig zu einer vor Irrationalität triefenden Hexenjagd. Es ist anzunehmen, daß die ermittelnde Sonderkommission „Fürstenzell“ unter einen immensen politischen Druck gesetzt wurde, einen „Rechtsextremisten“ oder „Neonazi“ als Täter zu präsentieren. Folgerichtig wurden erst zwei Personen aus dem Passauer NPD-Umfeld, später dann ein Ehepaar, das sich bei den „Freien Nationalisten München“ engagiert, festgenommen. Das Ehepaar wurde nur wegen der Denunziation eines Zeugen, der die beiden Personen am Tattag in Passau gesehen haben will, eine Woche in Untersuchungshaft gesteckt. Als sich dann auch beim verdächtigten Ehepaar jeder Tatverdacht zerschlug, gerieten die polizeilichen Ermittlungen endgültig zur Märchenstunde. Erst wurde bundesweit nach zwei 1,90meter großen, hünenhaften Skinheads gefahndet, von denen der eine angeblich durch eine große Kopftätowierung in Form einer grünen Schlange mit roter ausgestreckter Zunge und der andere durch eine Wangentätowierung in Form eines großen schwarzen umgedrehten Kreuzes gezeichnet gewesen sein sollen.

 

Unsinnige RAF-Vergleiche

 

Wohl nur selten zuvor ist in der deutschen Kriminalgeschichte ein Fahndungsaufruf mit so spektakulären Täterbeschreibungen herausgegeben worden, so daß es eigentlich möglich sein hätte müssen, die Verdächtigen unter Millionen herauszugreifen, bislang ist aber noch nicht einmal geklärt, ob die gesuchten Personen überhaupt existieren. Als sich dann auch diese hochdubiose Spur zerschlagen hatte, wurde erst nach einer gepiercten Person mit Hahnenkammfrisur und einer Frau mit langen schwarzen Haaren gesucht, gegenwärtig schließlich ermittelt die Polizei nach eigenen Angaben in der Punker, Rocker- und Gothic-Szene sowie im Umfeld eines Passauer Eishockeyklubs. Nun, auf einen eklatanten Widerspruch mehr oder weniger kommt es mittlerweile in der laufenden Ermittlungsarbeit gar nicht mehr an. Vielleicht beliebt es der Polizei ja demnächst, die Aquarianer„szene“ hochzunehmen oder die Brieftaubenfreunde aufzumischen, wundern tut einem im „Fall Mannichl“ ohnehin nichts mehr.Die Ordnungshüter stehen mittlerweile blamiert bis auf die Knochen da. Zur Ehrenrettung der Ermittler muß allerdings gesagt werden, daß ihnen vermutlich strikte politische Vorgaben gemacht wurden. Offensichtlich waren gerade Spitzenpolitiker der Union in den Tagen nach dem 13. Dezember 2008 ganz wild darauf, die Öffentlichkeit nun mit dem angeblichen Vorhandensein eines Rechtsterrorismus zu schocken, um sich damit selbst Argumente für weitere Einschränkungen der Bürgerrechte und neue politische Repressionswellen zu liefern. Allerdings wurde schon an dem in den Medien verbreiteten angeblichen Tatverlauf schnell deutlich, daß die vom bayerischen Innenminister Joachim Herrmann, der bayerischen Justizministerin Beate Merk und dem innenpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion im Bundestag, Wolfgang Bosbach, gezogenen Parallelen zu den Terrorakten der RAF völlig aus der Luft gegriffen waren. Die RAF plante ihre Attentate akribisch im Voraus und es ist kein einziger Fall bekannt, in dem die RAF eine zufällig am Tatort gefundene Tatwaffe für ein Attentat verwendet hätte. Der unsinnige RAF-Vergleich von Bosbach, Herrmann und Merk beweist eigentlich nur, daß die historische Unkenntnis bundesdeutscher Spitzenpolitiker wirklich bodenlos zu sein scheint. Natürlich waren die ungeklärten Fürstenzeller Ereignisse für führende CSU-Politiker nur deshalb so interessant, weil sie sich für den sogenannten „Kampf gegen Rechts“ instrumentalisieren ließen und als Vorwand herhalten sollten, die unbequeme Konkurrenzpartei NPD zu eliminieren, was der erklärten Strategie der CSU entgegenkommt, daß es rechts neben ihr keine Partei von Bedeutung geben darf.

 

Kollektiver Massenwahn

 

Über die Funktion des „Kampf gegen Rechts“ im politischen Machtgefüge der Bundesrepublik schrieb Thorsten Hinz in der konservativen Zeitschrift „Gegengift“ vom 15. Dezember 2008: „Der ‚Kampf gegen Rechts‛ verleiht der BRD mehr als alles andere Identität, Richtung und Zusammenhalt. Dem Einzelnen, der sich ihm verschreibt, vermittelt er das Gefühl der Zugehörigkeit und des sinnvollen Tuns.Zu seinen Kollateralschäden gehören die Atmosphäre aus Denunziantentum, Verdruckstheit, Bösartigkeit. Die öffentliche oder halböffentliche Insinuation, jemand sei rechts, kann Biographien und Karrieren genauso zerstören wie einst verdeckte Stasi-Manöver. Dieser ‚Kampf‛ (in Wahrheit ein Einprügeln auf Wehrlose) ist Ausdruck eines falschen Bewußtseins, das systematisch mit den höchsten und durchweg positiv besetzten Begriffen (Frieden, Freiheit, Demokratie usw.) kurzgeschlossen wird. Aus der Verwirrung heraus, die damit angerichtet wird, erscheinen auch minderwertige Verhaltensweisen als erlaubt, ja als hochmoralisch. Diese geistig-moralische Fehlorientierung wird vom Staat beglaubigt, gefordert und gefördert. Damit wird für die Zukunft ein Zustand denkbar, den Hermann Broch als kollektiven ‚Massenwahn‛ beschrieb. Die Politik verabschiedet sich aus der Wirklichkeit, wird zunehmend irrational und gefährdet den Bestand der Gesellschaft.“ Wer, wie Thorsten Hinz, die fundamentale Bedeutung des sogenannten „Kampf gegen Rechts“ für die politische Identität der späten Bundesrepublik sowie für die konkrete Machtsicherung ihrer politischen Akteure erkannt hat, der weiß auch, wieso es insbesondere im vergangenen Jahrzehnt eine ganze Kette selbstinszenierter, vorgetäuschter oder unaufgeklärter Vorfälle oder Angriffe gegeben hat, die unter größtem medialem Getöse und unter martialischsten gesellschaftlichen Kampfansagen den „Rechten“, den „Rechtsextremisten“ oder den „Neonazis“ in die Schuhe geschoben wurden. Die Macher des „Kampf gegen Rechts“ finden ihr eigenes Handeln offenbar selbst in höchstem Maße begründungsbedürftig und gieren daher nach vermeintlichen „rechten“ Kardinalverbrechen, um die besondere Legitimität ihres „Kampfes“ herauszustreichen und um die enorme Umverteilung von Steuergeldern in mittlerweile hoher dreistelliger Millionenhöhe in Richtung der zahlreichen „Anti-Rechts“-Initiativen und Vereine nachvollziehbar erscheinen zu lassen. Die mit dem „Kampf gegen Rechts“ verbundene politische Hysterie ist aber ein schlechter Ratgeber für die konkrete Ermittlungsarbeit der Polizei, so daß es immer und immer wieder aufs Neue zu hochnotpeinlichen Blamagen kommt. Drei der spektakulärsten Fehlschläge der vergangenen zehn Jahre sind mit den Namen Düsseldorf, Sebnitz und Mittweida verbunden. Am 27. Juli 2000 wurde in Düsseldorf ein Sprengstoffanschlag auf eine Gruppe jüdischer Zuwanderer aus Rußland verübt, über dessen Hintergründe man nichts wußte, der aber direkt dazu führte, daß ein Parteienverbotsverfahren gegen die NPD eröffnet wurde. Ein Jahr nach dem Attentat enthüllte die Wochenzeitung „Die Zeit“, daß alle Spuren der Ermittler ins kaukasische Mafiamillieu führten, aufgeklärt wurde der Anschlag indes nie.

 

Düsseldorf, Sebnitz, Mittweida

 

Im November 2000 übernahmen alle bundesweit relevanten Medien ungeprüft die Angaben der „Bild-Zeitung“, nach denen der sechsjährige Joseph Kantelberg-Abdullah von einer Meute von 50 neonazistischen Skinheads im Freibad von Sebnitz am hellichten Tag und vor den Augen zuschauender Gaffer ertränkt wurde. Später stellte sich heraus, daß der Junge beim Schwimmen einem Herzinfarkt durch einen angeborenen Herzfehler erlag. Im November 2007 erregte 17jährige Mittweidaer Schülerin Rebecca K. die bundesweite Medienaufmerksamkeit mit ihrer Behauptung, daß ihr vier Skinheads in NSDAP-Bomberjacken ein Hakenkreuz eingeritzt hätten, wobei mittlerweile gerichtsfest belegt ist, daß die junge Frau sich ihre Verletzung selbst beibrachte. In die Reihe dieser Ortewird sich zukünftig auch die niederbayerische Gemeinde Fürstenzell einreihen, in der nach Medienangaben der weltweit wohl einmalige Brauch herrschen soll, in der Adventszeit Messer vor die Türen zu legen. In gewisser Weise ist der „Fall Mannichl“ aber sogar ein Super-Sebnitz, denn zum ersten Mal stellen etablierte Medien die Glaubwürdigkeit eines hohen Polizeibeamten in Frage. So betonte Friedrich Schmidt in seinem Artikel „Bizarre Tätowierungen und vage Spuren“ in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 5. Januar 2009: „Beobachter wunderten sich, daß Mannichl, obschon er 35 von seinen 52 Lebensjahren im Polizeidienst verbrachte und zudem seinem Angreifer wenigstens für die Dauer der Beschimpfung gegenüberstand, kein Phantombild anfertigen konnte.“ In zahlreichen Netzforen und –blogs – interessanterweise auch in denen großer Zeitungen und Magazine wie „FAZ“, „Focus“ und „Welt“ – werden die Kommentatoren mittlerweile weitaus deutlicher und fordern die Ermittler dazu auf, auch das private Umfeld Mannichls zu durchleuchten, um das rätselhafte Geschehen vom 13. Dezember 2008 aufklären zu können. Wenn die Polizei das ablehnt, dann sollte sie vielleicht gleich den Wolpertinger oder die Braunbären in den österreichischen Alpen, die sich schon ihrer Fellfarbe wegen verdächtig machen, fragen, ob sie für die Tatzeit ein Alibi haben.

 

Arne Schimmer 

www.deutsche-stimme.de

 

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