SdV-Gespräch mit Karl Richter über Außenpolitik
Karl
Richter, geboren 1962 in München, nach dem
Wehrdienst Studium in München (Geschichte,
Musikwissenschaft, Volkskunde, Sanskrit), 1989
bis 1994 parlamentarischer Referent am
Europaparlament, danach freier Publizist. 2004
Eintritt in die NPD, zunächst Leiter des
parlamentarischen Beratungsdienstes der
sächsischen NPD-Fraktion, 2008 Einzug in den
Münchner Stadtrat, seit 2009 Stellvertretender
NPD-Parteivorsitzender, seit 2014 Assistent des
NPD-EU-Abgeordneten Udo Voigt.
SdV. Stichwort Außenpolitik. Wie bewertest du
die Kriegshetze gegen Rußland, und warum wurde
aus deiner Sicht Janukowitsch in der Ukraine
weggeputscht?
Karl Richter: Das ist doch überhaupt kein
Geheimnis und hat auch nichts mit „meiner Sicht“
zu tun, sondern liegt für jeden, der sich auch
nur ein klein wenig für die Hintergründe
interessiert, absolut klar zutage. In der
Ukraine geht es um ein geostrategisches Spiel,
in dem seit über zwanzig Jahren, seit dem Ende
der UdSSR, mit harten Bandagen gekämpft wird.
Seit 1991, im Grunde bereits seit dem Zweiten
Weltkrieg, arbeiten die USA darauf hin, die
Ukraine, den Turm im russischen Schach,
herauszubrechen und so eine für Moskau tödliche
Flanke aufzureißen. Allein seit 1991 haben die
einschlägigen US-Kreise Milliarden Dollar in den
Frontwechsel der Ukraine investiert, wohlwissend,
daß jede ernstzunehmende Verteidigung des
russischen Kernraums ohne das ukrainische Glacis
praktisch unmöglich ist.
Dieser Frontwechsel ist nun im Februar 2014 mit
dem Putsch gegen Janukowitsch Wirklichkeit
geworden. Daß man darüber in Moskau nicht erbaut
ist, liegt in der Natur der Sache, ebenso, daß
Rußland reagiert und sich in Schadensbegrenzung
versucht – im übrigen mit einer geradezu
unglaublichen Engelsgeduld. Wäre Putin der
Bösewicht, als den ihn die westliche Propaganda
unisono hinstellt, wäre er vermutlich längst in
der Ukraine einmarschiert und hätte seine Panzer
zweckmäßigerweise gleich bis zum Atlantik
weiterrollen lassen. Hat er aber nicht. Der
schwarze Peter liegt eindeutig beim Westen und
seinen permanenten Provokationen. Daß Washington
und seine europäischen Marionetten immer noch
fortfahren, Rußland zu reizen, und eine
inzwischen geradezu unverhohlene Kriegshetze
betreiben, ist eigentlich unfaßbar und läßt
Schlimmstes befürchten. Man kann sich des
Eindrucks nicht erwehren – und die Kennzahlen
der amerikanischen Wirtschaft legen diesen
Schluß nahe -, daß die USA zielstrebig auf einen
Krieg in Europa hinarbeiten.
SdV: In der Ukraine agieren nun Bandera- und gar
Hitler-Anhänger als radikale Sturmtruppen der
USA und der EU. Manche „Rechte“ in der BRD
hetzen im Kielwasser dieser Erscheinungen gegen
Putin und solidarisieren sich mit den
NATO-Faschisten in Kiew. Was können nationale
Deutsche aus diesem Umstand lernen?
Karl Richter: Wenn man daraus etwas lernen kann,
dann die unglaubliche politische Dummheit
sogenannter „Nationalisten“, die offenbar zu
jedem Irrsinn bereit sind, sobald Hakenkreuze im
Spiel sind. In diesem Fall wird geflissentlich
übersehen, daß die vermeintlichen
„Nationalisten“ in der Ukraine in Wirklichkeit
strohdumme, gekaufte Handlanger westlicher, ja
sogar jüdischer Geldgeber sind – zu nennen ist
etwa der israelisch-ukrainische Multimilliardär
Ihor W. Kolomojskyj, der im Mai persönlich
bewaffnete Kräfte aus Dnjepropetrowsk für das
Massaker in Odessa zur Verfügung stellte und die
Bezahlung einer Kopfprämie von 5000 US-Dollar
für jeden ermordeten pro-russischen Aktivisten
ermöglichte. Auch auf den russischen Präsidenten
Putin setzte Kolomojskyj ein Kopfgeld von 100
Millionen Euro aus. Das alles ficht einen
gewissen Bodensatz bundesdeutscher Dummnazis
aber nicht an – man zieht sich an NS-Symbolik
hoch, schaltet das Rest-Gehirn aus und spielt
mit Vergnügen das Spiel des Westens. Dümmer,
verblendeter geht es nicht. Was man daraus
lernen kann? Daß man um gehirnferne
NS-Nostalgiker aus vielen Gründen besser einen
großen Bogen macht. Ich kann Putin gut
verstehen, daß er es für geraten hält, vor einem
wiedererstarkenden „Neo-Nationalismus“ in
Westeuropa zu warnen. Die
Dumpfbacken-Nostalgiker liefern ihm ja geradezu
eine Steilvorlage.
SdV. In Syrien und Irak setzen die USA nun wie
auch in Libyen auf salafistische Terrorgruppen,
wobei der Kampf gegen den IS wohl als billiger
Trick zu werten ist, um Assad doch noch zu
stürzen und die proiranische Regierung in Bagdad
zu schwächen. Wie sollten sich deutsche
Nationalisten zum Islam positionieren?
Karl Richter: Wenn am augenblicklichen Siegeszug
der US-Retortengründung „Islamischer Staat“ (IS)
überhaupt etwas Gutes ist, dann, daß sich die
Fronten klären – auch und gerade, was den Islam
angeht. Deutsche „Nationalisten“ haben in der
Vergangenheit viel zu viel herumgeeiert – häufig
aus dem anti-israelischen Reflex heraus – und
versucht, möglichst viel Gutes am Islam zu
entdecken. Diese Märchenträume werden in diesen
Monaten angesichts der täglichen Grausamkeiten
der IS-Kopfabschneider ziemlich blutig mit der
Realität konfrontiert. Die intellektuelle
Kopfgeburt, es gebe einen „moderaten“ und einen
„fundamentalistischen“ Islam, zerplatzt –
hoffentlich noch rechtzeitig, bevor das
Abschlachten auch in unseren Breiten beginnt und
eine wehrlose, völlig realitätsblinde und
multikulturell umnachtete Bevölkerung vorfindet.
Wir brauchen uns ab sofort keinerlei Illusionen
mehr über den Islam machen. Es handelt sich um
eine intolerante, blutrünstige
Weltherrschafts-Ideologie, die sich religiös
verbrämt. Der IS-Terror ist ja nur die
buchstäbliche Umsetzung dessen, was im Koran
steht. In diesem vorgeblich „heiligen“ Buch
finden sich allein 27 Tötungsaufforderungen für
Ungläubige. Man kann sich vorstellen, daß ein
solcher Geist das friedliche Zusammenleben mit
Muslimen außerordentlich vereinfacht…
Das ist das eine. Das andere sind die
Außenbeziehungen zu islamischen Ländern wie etwa
dem Iran. Hier täte ein souveränes Deutschland
gut daran, im wohlverstandenen eigenen Interesse
zu handeln und geostrategische Allianzen
anzustreben, wo sie sich anbieten. Rußland
demonstriert in geradezu vorbildlicher Weise,
wie das aussehen kann, und pflegt sowohl im
Rahmen der Shanghaier Organisation für
Zusammenarbeit (SOZ) wie der Eurasischen (Wirtschafts-)Union
konstruktive Beziehungen auch zu islamischen
Ländern wie Iran und Afghanistan. Dabei ist man
sich auch in Moskau der Bedrohung durch einen
aggressiven Islam durchaus bewußt, vermag aber
zu unterscheiden zwischen Religion und
Realpolitik. Auch deutsche „Nationalisten“ wären
gut beraten, sich im Umgang mit dem Islam
möglichst rasch von allen nostalgischen
Vorstellungen zu verabschieden und endlich in
der Realität anzukommen. Daran hapert es im
„nationalen Lager“ freilich auch sonst mitunter
erheblich.
SdV: Vielen Dank für deine interessanten
Ausführungen.
Die Fragen stellte der SdV-Chefredakteur
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