„Welche Bereicherung?“
Bereits 1981 warnten deutsche Professoren in dem
„Heidelberger Manifest“ vor den Gefahren der
Überfremdung. Prof. Dr. Theodor Schmidt-Kaler
gehörte damals zu den Erstunterzeichnern
Herr Prof. Schmidt-Kaler, ganz Deutschland
diskutiert seit Wochen über die Thesen von Thilo
Sarrazin. Nun hat sich auch die CDU-Politikerin
Rita Süssmuth zu Wort gemeldet. Sie empfiehlt
angesichts der aktuellen Debatte um türkische
und arabische Zuwanderer, wieder verstärkt
ausländische Arbeitskräfte anzuwerben…
Schmidt-Kaler:
Wollen Sie dazu wirklich meine ungeschminkte
Meinung hören?
Ich bitte darum!
Schmidt-Kaler:
Ich hatte vor vielen Jahren einen
sozialwissenschaftlichen Assistenten, der zu
sagen pflegte: „Bei den meisten Menschen ist die
Vermutung der Dummheit stärker als die
Vermutung der Bosheit.“ Genügt Ihnen das?
Die Botschaft ist angekommen. Doch wie kommt
Rita Süssmuth zur Ansicht, unsere
Volkswirtschaft benötige noch mehr Zuwanderung?
Schmidt-Kaler:
Ich habe bereits im Jahre 1987 eine Doktorarbeit
mit dem Titel Auswirkungen der
Ausländerbeschäftigung auf die Volkswirtschaft
der Bundesrepublik Deutschland in Vergangenheit
und Zukunft angeregt und betreut, die 1989 im
renommierten Nomos-Verlag als Buch erschienen
ist. Damals sind wir dieser Frage bereits auf
den Grund gegangen. Ich kann Ihnen gerne etwas
zu den Schlußfolgerungen der mehr als 350 Seiten
umfassenden Arbeit sagen, die nach wie vor
aktuell sind. Denn nach Ansicht der Volkswirte
ist die Produktivitätsentwicklung der
Schlüsselparameter für die internationale
Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Die
zentrale Frage lautet also, ob die
Ausländerbeschäftigung die
Produktivitätsentwicklung positiv oder
negativ beeinflußte.
Wie
lautet die Antwort auf diese Frage?
Schmidt-Kaler:
Die Anwerbung von Ausländern als Arbeitskräfte
hat erst einmal dazu geführt, daß wir die
Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik
Deutschland zementiert haben. Das war der erste
Schluß des damaligen Doktoranden. Aufgrund ihrer
unzureichenden Schul- und Berufsausbildung haben
die ausländischen Arbeitskräfte zudem eine
Senkung des durchschnittlichen
Qualifikationsniveaus des gesamten inländischen
Arbeitspotentials bewirkt. Das können Sie heute
noch sehr einfach nachprüfen.
In den PISA-Studien?
Schmidt-Kaler:
Richtig. Ich habe die erste PISA-Studie selbst
einmal statistisch ausgewertet. Ich habe die
Durchschnittsnoten, die in den einzelnen
Bundesländern erzielt worden sind, gegen den
Ausländeranteil im jeweiligen Bundesland
graphisch aufgetragen. Da ergab sich eine
eindeutige Korrelation: Je mehr Ausländer, desto
schlechter die Noten. Die gesamte PISA-Studie
war meiner Ansicht nach im Wesentlichen von
genau dieser Korrelation bestimmt. Es handelt
sich hierbei um die Kinder und Enkel jener
Gastarbeiter, die in die Bundesrepublik
Deutschland kamen, die aufgrund ihres schlechten
Bildungs- und Ausbildungsniveaus von anderen,
tatsächlichen Einwanderungsländern wie
beispielsweise Kanada oder Australien nie und
nimmer aufgenommen worden wären.
Welche anderen Aspekte haben Sie damals noch
untersucht?
Schmidt-Kaler:
Auch das Lohn-Zins-Verhältnis wurde durch die
große Masse an Arbeitskräften, die nun im Land
waren und sind, stark zugunsten des Faktors
Arbeit verschoben.
Was bedeutet das?
Schmidt-Kaler:
Dadurch werden Investoren nicht mehr gezwungen,
die Produktionsstruktur, -technik und -mittel
schnell kapitalintensiv zu gestalten…
…also zu modernisieren?
Schmidt-Kaler:
Genau so ist es. Die Bundesrepublik Deutschland
hat nicht mehr zügig modernisiert, das Land –
vor allem Nordrhein-Westfalen – blieb immer
weiter zurück. Eine solche Entwicklung ist für
ein Land wie unseres fatal. Und noch ein
wichtiger Punkt unserer Studie von 1989: Die
Ausländerbeschäftigung kommt einer indirekten
Subventionierung von in der Bundesrepublik
Deutschland nicht mehr mit Standortvorteilen
verbundenen arbeitsintensiven Branchen gleich
und hemmt den Strukturwandel. Sie sehen die
Folgen heute in Ländern wie Nordrhein-Westfalen.
Dort wird heute noch die Kohle- und
Stahlindustrie direkt subventioniert, da sie
sonst nicht mehr zum Marktpreis produzieren
könnte. Genau dort wurden übrigens bevorzugt
Gastarbeiter eingesetzt. Die neuen Bundesländer
sind also gut darin beraten, keine Ausländer als
Arbeitskräfte anzuwerben, sondern lieber ihre
eigenen jungen Leute zu halten und die
Innovation voranzutreiben.
Ein wichtiges Argument der
Einwanderungsbefürworter ist die dringende
Notwendigkeit der Zuwanderung für unsere
gesetzliche Rentenversicherung…
Schmidt-Kaler:
Auch das haben wir hinterfragt. Wir haben ja
Leute in unser Land und damit in unsere
gesetzlichen Versicherungen geholt, die bis zum
Zeitpunkt ihrer Ankunft gar nicht in diesem
Versicherungssystem waren. Damit haben wir den
Gastarbeitern sozusagen ein Geschenk gemacht.
Aber sie haben doch auch in das System
einbezahlt…
Schmidt-Kaler:
Natürlich haben sie das, so lange sie in Lohn
und Brot standen, allerdings meistens auf sehr
niedrigem Niveau. Sie haben nicht viel verdient.
Der statistische Effekt ist, daß wir dabei
draufzahlen und keinen Nutzen haben. Sie müssen
sehen, daß die Behörden bei der Anwerbung ja
kaum vorsortiert haben, sondern daß massenhaft
schlechtausgebildete Arbeitskräfte für
einfachste Arbeiten in unser Land geholt wurden.
Und Sie dürfen eines nicht vergessen: Solche
Arbeitnehmer sind die ersten, die bei einer
wirtschaftlichen Flaute oder gar Krise aus den
Unternehmen fliegen. Damit werden diese
Arbeitskräfte schnell vom Einzahler zum
Empfänger in der Arbeitslosenversicherung. Seit
dem Jahr 1974 haben die Ausländer weit
überdurchschnittliche Arbeitslosenquoten, vor
allem die Türken.
Bei einer „vernünftigen Steuerung“ könnte
Deutschland „bis zu 200.000 Zuwanderer pro Jahr
gut integrieren und in der Wirtschaft produktiv
einsetzen“, sagt das Deutsche Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW). Die Vereinten
Nationen schätzen, daß die Bundesrepublik
Deutschland sogar 500.000 Einwanderer jährlich
brauchte.
Schmidt-Kaler:
Woher wollen die das denn wissen? Ich halte
wenig von solch hanebüchenen Rechnungen. Die
realen Fakten sprechen doch klar dagegen, wie
ich eben ausgeführt habe.
Diese Rechnung nimmt zur Grundlage, daß
zwangsläufig immer gleichviele Menschen auf dem
Gebiet der Bundesrepublik leben müssen, damit
das Versorgungs- und Rentensystem aufrecht
erhalten werden kann. Kann ein Volk nicht
einfach auch „schrumpfen“?
Schmidt-Kaler:
Durchaus, wenn das in Maßen geschieht und wenn
die Welt der Völker als Ganzes ebenfalls
schrumpft. Aber eine Abnahme der
Nachwuchs-Generation auf die Hälfte kann kein
Volk mit lebendiger Kultur über mehrere
Generationen verkraften und erst recht nicht in
einer Völkerwelt, die in Afrika, Asien und
Amerika rapide wächst. Die strömen dann in die
frei werdenden Räume.
Bereits 1981 haben Sie mit anderen Professoren
das „Heidelberger Manifest“ verfaßt. Erstmals
haben sich damals etablierte Professoren zum
Überfremdungsthema laut vernehmbar geäußert.
Warum hat es fast 30 Jahre gebraucht, bis ein
etablierter Politiker dieses heiße Eisen
anpackt?
Schmidt-Kaler:
Die Situation ist natürlich dramatischer
geworden. Alles, was wir damals prognostiziert
hatten, ist eingetreten. Es ist keine
Übertreibung, wenn ich heute sage: Unser
deutsches Volk steht auf der Kippe zum Sterben.
Das war damals schon unsere große Sorge. Die
Politik hat dazu geführt, daß in den Jahren seit
der Freigabe der Abtreibung – wie die Pille
staatlich durch die Krankenkassen subventioniert
– nach den statistischen Erhebungen des Bundes
etwa acht Millionen Deutsche erst gar nicht mehr
geboren wurden. Ich halte diese Zahl für zu
niedrig, vermutlich handelt es sich um das
anderthalbfache, denn es gibt keine
Meldepflicht. Das bedeutet: Es fehlen uns
mindestens zwölf Jahrgänge zur
Bestandserhaltung des deutschen Volkes und in
Handel und Wandel (denn 12 x 700.000 = 8,4
Millionen Deutsche). Andererseits haben wir
massenhaft Ausländer in unser Land hereingeholt.
Wir hätten unsere eigenen Kinder innerhalb
unseres Systems bestens ausbilden und fördern
können, anstatt schlecht qualifizierte Menschen
aus dem Ausland in die Bundesrepublik
Deutschland zu holen.
Warum ist das so gelaufen?
Schmidt-Kaler:
Die Regeln hat unsere sogenannte politische
Elite verfaßt. Sie hat einerseits verhindert,
daß eigene Kinder geboren werden und
andererseits Ausländer angeworben. Diese
Entwicklung fand unter dem Beifall der
sogenannten Intelligenzia statt. Es kommen
eigentlich nur drei Dinge in Frage, weshalb
Politik und Medien diese Entwicklung so sehr
förderten: Dummheit, Feigheit und Bosheit. Aber
auch die Kirchen in der Bundesrepublik
Deutschland haben jämmerlich versagt, sich in
der Frage der Pille und der Abtreibung
eindeutiger zu äußern. Ich glaube, sie waren
einfach zu feige, sich der Politik
entgegenzustellen. Die Königsteiner Erklärung
der katholischen Bischöfe entwertete die
Enzyklika des Papstes „Humanae Vitae“, die
Rosenheimer Synode der evangelisch-lutherischen
Kirche trat gar für die Freigabe der Abtreibung
ein. Aber so manche biblische Regel hat durchaus
ihre Berechtigung. So steht dort in der Genesis:
„Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die
Erde und machet sie euch untertan!“ Das ist kein
Widerspruch zum Darwinismus, sondern sozusagen
dessen Grundbedingung. Eine natürliche Selektion
und Evolution kann nur dann stattfinden, wenn es
möglichst viele Lebewesen einer Art gibt, einen
Überschuß.
Im Heidelberger Manifest haben Sie und Ihre
Kollegen bereits damals beide Aspekte, den
deutschen Geburtenrückgang sowie die
Einwanderung ausländischer Arbeiter, scharf
kritisiert. Wie wurde das Manifest bei seiner
Veröffentlichung aufgenommen?
Schmidt-Kaler:
Mein Privathaus wurde von oben bis unten
vollgeschmiert, und die Landesregierung
Nordrhein-Westfalens ließ bei mir in der
Universität überprüfen, ob ich meinen
Dienstpflichten nachkäme und ob ich
rechtsradikal sei – dummes Zeug also. Ich war
damals langjähriger stellvertretender
Vorsitzender des Stadt- und des Kreisverbandes
der CDU.
Keine Reaktionen aus der Politik?
Schmidt-Kaler:
Die Politiker reagierten wie die aufgescheuchten
Hühner. Mit unseren Thesen wollte keiner etwas
zu tun haben.
Und trotzdem haben Sie die Bundesregierungen
unter Helmut Schmidt und Helmut Kohl in
bevölkerungspolitischen Fragen beraten…
Schmidt-Kaler:
Helmut Schmidt halte ich für ziemlich
eingebildet bei mangelhafter Selbstdisziplin,
wie sein Rauchen zeigt. Auch wenn er manchmal in
Interviews und Artikeln heute in der
Ausländerfrage kritische Positionen einnimmt,
bleibt immer der Vorwurf, daß er in der Zeit, in
der er es hätte steuern können, nichts
unternommen hat. Helmut Schmidt gehört mit zu
den politischen Versagern in dieser wichtigen
Frage, mehr kann ich eigentlich nicht dazu
sagen. Was man heute von ihm hört, sind nur
Sprüche, mögen sie auch stark klingen.
Für Helmut Kohl haben Sie sogar im Jahr 1986
eine bevölkerungspolitische Tagung in Bonn
organisiert…
Schmidt-Kaler:
Richtig. Da saßen viele Ministerialbeamte dabei
und haben nur wenig gelernt. Nichts ist danach
passiert. Die deutschen
Bevölkerungswissenschaftler zeigten sich dort
als besonders begabte Relativierer. Dagegen
sagte der große französische Historiker Pierre
Chaunu, Angehöriger der Académie française und
Begründer der quantifizierenden
Geschichtsforschung wörtlich: „Wenn es so
weitergeht, dann stirbt das große deutsche Volk,
und sein Tod wird der Untergang Europas sein.“
Trotzdem hätte doch Helmut Kohl spätestens ab
diesem Zeitpunkt – damals lebten ca. 4,5
Millionen Ausländer in der Bundesrepublik
Deutschland – vor der künftigen fatalen
Entwicklung gewarnt sein können…
Schmidt-Kaler:
Theoretisch ja. Alle seine Referenten waren doch
bei der Tagung anwesend. Aber er hat trotzdem
alles unverändert weiterlaufen lassen…
Haben Sie mit ihm persönlich darüber gesprochen?
Schmidt-Kaler:
Wir sprachen vor der Konferenz mehrmals
miteinander, danach habe ich allerdings keine
Möglichkeit mehr dazu bekommen. Kohls
Sozialminister Norbert Blüm konzipierte
stattdessen die staatliche Pflegeversicherung
völlig zu Lasten der aktiven Generation und
ihrer Kinder, verschlimmerte die Lage also. Eine
Eselei.
Wenn heute publizistische Kritik an der
Einwanderungspolitik geübt wird, wird diese
Kritik gerne als „Islamkritik“ – also
Religionskritik – kaschiert. Ist das aber nicht
etwas völlig anderes?
Schmidt-Kaler:
Natürlich. Das ist wieder eine andere Form der
Feigheit.
Es reicht also nicht, wenn man die Türken in
der Bundesrepublik Deutschland einfach zu guten
Protestanten macht?
Schmidt-Kaler:
(lacht) Ach, daß dann alles in Butter ist?
Genau.
Schmidt-Kaler:
Natürlich nicht. Es wäre eine Irreführung, nur
auf die Religion zu schauen. Wer so
argumentiert, der verschweigt oder weiß nicht,
daß wir es mit Völkern zu tun haben. Beim
Begriff des Volkes spielt die Biologie eine
tragende Rolle. Die Biologie ist eine exakte
Wissenschaft. Völker sind Gesamtheiten mit einem
gemeinsamen Genpool. So ist das, selbst wenn man
es nicht wahrhaben möchte. Ich weiß, daß es
heute furchtbar unpopulär ist, aber davon werden
die Fakten nicht anders – es sind nun einmal
Fakten. Wir wissen auch, wie sich bestimmte
Eigenschaften in diesem Genpool eines Volkes
vererben. Das hat mit Wahrscheinlichkeiten zu
tun. Intelligente Eltern bekommen im
Durchschnitt mit einem hohen
Wahrscheinlichkeitsgrad wieder intelligente
Kinder, und zwar intelligenter als im
Durchschnitt die Kinder weniger intelligenter
Eltern. Ein zweiter wichtiger Punkt ist die
Geschichte und sind die darin gesammelten
Erfahrungen eines Volkes. Und dazu kommen
natürlich Sprache und Kultur eines Volkes. Ein
tragender Bestandteil der Kultur ist die
Religion. Es ist aber vor allem die Sprache, die
gerne als volkliches Element unterschätzt wird.
Inwiefern?
Schmidt-Kaler:
Die Sprache ist weit mehr als eine Ansammlung
von Vokabeln. Die Sprache steht auch für das
Denken. Die Grammatik einer Sprache wirkt sich
wiederum auf die Logik aus. Die türkische
Sprache ist im Gegensatz zu den meisten
europäischen Sprachen vom Ural bis zum Atlantik
keine indogermanische Sprache. Sie ist der
unsrigen damit sehr fremd. Um auf ihre Frage
zurückzukommen: All diese elementaren
Unterschiede, die viel mit der Fähigkeit zur
sogenannten Integration zu tun haben, wären mit
einem Religionswechsel der Türken nicht einfach
verschwunden.
Viele politisch früher Linksstehende, wie
beispielsweise Ralph Giordano oder auch Henryk
M. Broder kritisieren heute die angebliche
Islamisierung…
Schmidt-Kaler:
Der Islam ist doch nur so bedeutsam, weil so
viele Türken hierhergekommen sind. Da werden
jetzt Leute plötzlich kritisch gegenüber dieser
Entwicklung, die jahrzehntelang die Einwanderung
forciert haben. Jetzt stellen sie plötzlich
fest, daß die Kultur und Religion der
Einwanderer mit den Einstellungsmustern dieser
westlichen Intellektuellen wenig anfangen kann.
Und jetzt ist man auf einmal dagegen. Mit
fundierter Kritik hat das nichts zu tun.
Vergleicht man die Situation von Armeniern und
Türken in der Bundesrepublik Deutschland, fällt
auf, daß erstere kaum Anpassungsschwierigkeiten
und soziale Probleme zu haben scheinen, obwohl
beide aus dem kleinasiatischen Raum stammen…
Schmidt-Kaler:
Die Armenier sprechen eine indogermanische
Sprache und haben eine uralte christliche
Kultur, daher stehen sie uns kulturell viel
näher als die Türken.
Sarrazin wurde seine biologische Argumentation
zum Verhängnis…
Schmidt-Kaler:
Natürlich. Das kann ja auch gar nicht anders
sein heutzutage.
Warum?
Schmidt-Kaler:
Weil man Biologie als Wissenschaft überall
anerkennt, nur nicht beim Menschen. Auch das ein
Zeichen der Dummheit.
Klassische Einwanderungsländer wie Kanada oder
Australien zeichnen sich dadurch aus, daß sie
ein sehr strenges System installiert haben,
welches genau bestimmt, wer einwandern darf und
wer nicht. Woher kommt es, daß ausgerechnet die
Einwanderungslobby in der Bundesrepublik
Deutschland von solchen Mechanismen nichts
wissen will?
Schmidt-Kaler:
Das hat viel mit dem schlechten Gewissen zu tun,
welches die meisten deutschen Politiker
offensichtlich haben. Man hat Angst davor, als
Rassist zu gelten, wenn man solche
Steuerungsmechanismen einführt. Mit Logik hat
das alles nichts zu tun, nur mit der Angst und
der Feigheit, kritisiert zu werden. Aber so läßt
sich keine vernünftige Politik machen.
Herr Prof. Schmidt-Kaler, bitte nehmen Sie doch
zu einigen Aussagen zur Einwanderung in die
Bundesrepublik Deutschland Stellung, die man
immer wieder von Politikern und Vertretern der
Ausländerlobby hört…
Schmidt-Kaler:
Ich bin gespannt.
„Die Ausländer haben Deutschland nach dem Krieg
mit aufgebaut.“
Schmidt-Kaler:
(lacht) Das habe ich auch schon öfters gelesen.
Absolut lächerlich. Das erste Anwerbeabkommen
wurde 1955 mit Italien geschlossen, da war der
Wiederaufbau weitgehend abgeschlossen und das
Wirtschaftswunder im vollen Gange.
„Die türkischen Gastarbeiter kamen in die
Bundesrepublik Deutschland, weil die deutschen
Wirtschaftsbetriebe diese dringend brauchten.“
Schmidt-Kaler:
Das Anwerbeabkommen mit der Türkei wurde 1961
unterzeichnet. Die Initiative zum Abschluß
dieses Abkommens ging von der Türkei aus. Und
die USA übten Druck auf Bonn zur Unterzeichnung
des Abkommens aus, da man sich dadurch eine
Stabilisierung der politischen Lage beim
geopolitisch wichtigen NATO-Partner Türkei
erhoffte. Bei Abschluß des Abkommens standen die
außenpolitischen Ziele der NATO und die
innenpolitischen und wirtschaftlichen Ziele der
Türkei im Vordergrund. Aufgrund der
Vertragsbedingungen, insbesondere eines
vereinbarten zweijährigen Rotationsprinzips, gab
es keinerlei Überlegungen oder gar Planungen
hinsichtlich einer dauerhaften Ansiedlung der
türkischen Zuwanderer. Denn diese war in den
Vertragsbedingungen ausdrücklich nicht
vorgesehen. Es kann allerdings sein, daß dies
in der Türkei selbst anders ankam. Deutsche
Anwerber reisten durch Kleinasien und erzählten
dort, daß man die türkischen Arbeiter in
Deutschland dringend brauchte. Vielleicht hält
sich deshalb dieser Mythos so hartnäckig.
„Die Migration ist grundsätzlich eine
Bereicherung für unser Land.“
Schmidt-Kaler:
Auch das habe ich schon oft gehört. Worin
besteht denn genau die Bereicherung durch die
massenhafte Einwanderung schlechtqualifizierter
Menschen, die weder unsere Sprache sprechen,
noch unsere Kultur würdigen können? Es gibt ja
durchaus Beispiele für eine Bereicherung. Ich
denke da beispielsweise an die sehr gebildeten
Perser, die in der Bundesrepublik Deutschland
bereits in den 1950er Jahren studierten oder an
die griechische Oberschicht, die fließend
deutsch sprechend sogar unser akademisches Leben
bereicherte. Aber wo ist denn bitte die
grundsätzliche Bereicherung durch die türkische
Einwanderung?
Zur Zeit des Heidelberger Manifestes fand die
Einwanderung noch durch den Grenzübertritt
statt, heute über die Kreißsäle unserer
Krankenhäuser…
Schmidt-Kaler:
Ja, das ist ein großer und wichtiger Unterschied
zur Situation von vor 30 Jahren. Die
Ausländergemeinschaften in der Bundesrepublik
Deutschland wachsen aus sich selbst heraus, wie
Inseln in einem Ozean, die immer größer werden,
und schließlich zu einer großen
zusammenhängenden Landplatte.
Ist also schon alles zu spät?
Schmidt-Kaler:
Nein, noch nicht. Die meisten Zuwanderer haben
noch keine deutsche Staatsbürgerschaft. Jedes
andere normale Land der Welt weist Ausländer
aus, wenn sie nur die Sozialkassen belasten und
nichts einbringen. Würden wir dieses Prinzip
auch bei uns konsequent anwenden, ließe sich
dieses Problem lösen. Die UNO hat eine
Deklaration vom 14. Dezember 1967 über
Einwanderungs-Stopp beschlossen, die bis heute
gilt. Darin heißt es wörtlich: „Ausnahmen von
den vorhergehenden Prinzipien (des Asylrechts)
können gemacht werden nur aus übergeordneten
Gründen nationaler Sicherheit oder zum Schutz
der Bevölkerung vor Masseneinwanderung.“ Selbst
anerkannte Asylanten könnten also nach
internationalem Recht abgeschoben werden. Wie
die Lektüre der Tageszeitungen lehrt, ist die
Einwanderung zudem längst zum Sicherheitsrisiko
geworden. Bester Beweis: Man erwägt – unter dem
Beifall der Gewerkschaften – den Einsatz
türkischer Polizisten in sogenannten
„Problem-Gebieten“. Die deutsche Regierung ist
in der Pflicht zu handeln. Das
Bundesverfassungsgericht hat am 21. Oktober
1987 festgestellt: „Es besteht die
verfassungsrechtliche Pflicht, die Identität des
deutschen Staatsvolkes zu erhalten.“ Ich betone:
Pflicht!
Glauben Sie, daß die aktuelle Sarrazin-Debatte
etwas in Deutschland bewegt?
Schmidt-Kaler:
Ich glaube in der Politik an überhaupt nichts.
Ich hoffe aber, daß sich etwas ändert und will
meinen Anteil dazu leisten. Das war vor 30
Jahren mit dem „Heidelberger Manifest“ nicht
anders, als es heute ist. Ich habe also noch
Hoffnung!
Herr Prof. Schmidt-Kaler, vielen Dank für das
Gespräch.
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