„Die politische
Arbeit überdenken“
Am
3. August 2013, veranstalten die
Russlanddeutschen Konservativen (RDK) zusammen
mit dem "Schutzbund für das Deutsche Volk" ein
Seminar mit dem Thema:
"Tag der Heimat - Vertriebenenpolitik in neuer
Dimension".
Die
seit dem Zerfall des Ostblocks veränderten
Umstände und Machtverhältnisse in Europa und in
der ganzen Welt zwingen die Vertriebenen und
alle heimattreuen Deutschen die politische
Arbeit zu überdenken und zu korrigieren.
Vertreter verschiedener Vereinigungen der
Heimatvertriebenen
und heimattreuen Kreisen wurde nach
Eschwege zu unserem Seminar eingeladen um über
neue Wege und Strategien in der politischen
Arbeit zu beraten.
Der Bericht, den
die „Rußlanddeutschen Konservativen“ zum Seminar
ausgearbeitet haben, wurde auf der Veranstaltung
von Johann Thießen vorgetragen.
Auszug aus dem
Bericht zum Seminar: „Tag der Vertriebenen, Tag
der Heimat“
Die neue
Strategie in der Politik
Die 15 Millionen Vertriebenen wurden immer in
der Nachkriegszeit als großes Wählerpotential
angesehen.
Auf ihren Auftritten vor den Vertriebenen waren
die Politiker der etablierten Parteien in ihren
feurigen Reden nie sparsam mit Versprechungen.
Auf den Wahlplakaten der CDU, SPD oder FDP in
den 50er Jahren war die Karte von Deutschland
mit den abgetrennten Ostgebieten und Königsberg
abgebildet, was die Sowjets damals sehr geärgert
hat. Den westlichen Besatzungsmächten war es
aber recht, da die strittige Situation der
abgetrennten deutschen Ostgebiete ein Hindernis
für die Annäherung zwischen BRD und Sowjetunion
war, und diese Annäherung war für London und
Washington äußerst unerwünscht.
Andererseits gab es den westlichen
Besatzungsmächten die Möglichkeit, ihren Einfluß
auf die BRD-Politik zu verstärken, die
Umerziehung voranzutreiben und den Deutschen die
„historische Schuld“ aufzuzwingen.
Seit Anfang der 90er Jahre sprechen die
Vertriebenenverbände nicht mehr über die
Rückgabe der Ostgebiete, sondern nur noch über
die Rückgabe des Privateigentums oder über eine
Entschädigung. Und wieder wurde den Vertriebenen
Hoffnung auf Lösung ihrer Angelegenheiten
gemacht, man solle nur die Erweiterung der EU
nach Osten unterstützen. Sobald die
Ost-Europäischen Staaten in die EU aufgenommen
worden seien, so würden die Probleme der
Vertriebenen in Rahmen der demokratischen
Gesetze der Europäischen Union gelöst werden.
Auch diese Versprechungen erwiesen sich als der
nächste Betrug.
1999 versuchten die
westlichen „Verbündeten“ wieder einmal, den BdV
zu mißbrauchen, indem sie die Vertriebenen davon
überzeugen wollten, die Bombardierung Serbiens
zu unterstützen. Argumentiert wurde damit, daß
man die aus der serbischen Provinz vertriebenen
Albaner schützen wolle. Grund und Ursache der
Bombardierung Jugoslawiens waren auf Lüge
aufgebaut. So wurden aus der serbischen Provinz
nicht die Albaner vertrieben sondern die
Ureinwohner – die Serben. Und der Ergebnis:
Serbien wurde ebenso zerstückelt wie Deutschland
nach den Kriege.
Und wo stehen die Vertriebenen heute?
Robert Stark,
ein rußlanddeutscher Journalist, schreibt in
seinem Bericht von der Veranstaltung der
Bayern-Gruppe des BdV («Ost-West-Panorama»
¹1/2012):
«...Die sog. Siegermächte wachen aufmerksam
über die Beständigkeit der
Nachkriegs-Weichenstellung, und jeglicher
Versuch, etwas zu ändern, stößt auf harten
Widerstand und wird mit allen Mitteln
verhindert. Die Wächter des Besatzungsstatuts
fürchten sogar solche Kleinigkeiten wie eine
Entschuldigung gegenüber den schuldlos gelitten
habenden Vertriebenen, weil das zu einer
Kettenreaktion kommen könnte, mit weitreichenden
Folgen. Die Moral der modernen Welt ist zu solch
einer politischen Entwicklung leider noch nicht
reif. Also werden wir keine Illusionen
verbreiten.
Der Stillstand
in den Reihen der Vertriebenen paßt den
Herrschenden in der BRD auf allen Ebenen. Mit
Rücksicht auf die Situation des Unterstehens
unter Besatzungsmacht kann man die etablierten
Politiker sogar verstehen: Einerseits sind sie
verpflichtet, antideutsche Politik im eigenen
Lande zu treiben, andererseits aber sind sie
gezwungen, die Interessen der deutschen
Vertriebenen zu vertreten und kommen in
„Konflikt“ mit den Verfechtern der
Genozid-Dekrete. Eine unbequeme Situation: man
will vor der „internationalen Gesellschaft“ das
demokratische Gesicht bewahren und gleichzeitig
vor dem eigenen Volk sich ehrenhaft darstellen.
Dadurch kommt ihnen der Rückgang der Aktivitäten
der Vertriebenenorganisationen sehr gelegen.
Noch ein paar Jahre – und das Problem der
Vertriebenen verschwindet auf natürliche Weise:
es wird nämlich keine Vertriebenen mehr geben.
Wegen solchen Ausgangs lohnt es sich für diese,
sich noch eine Weile zu gedulden und sogar, an
Versammlungen der gekränkten Landsleute
teilzunehmen, Mitgefühl auszusprechen und
Zuversicht zu verleihen, daß der Zug in
Richtung „des Verständnisses für die Probleme
der Vertriebenen schon abgefahren ist“.
Ja, der Zug ist vielleicht abgefahren, aber ob
der irgendwann und irgendwo ankommt? »
Was ist in dieser Situation zu machen?
Das Thema unseres Vortrags heißt „Die neue
Strategie in der Politik“. Was wir vorschlagen,
betrifft nicht nur den BdV und alle anderen
Vereine und Gruppierungen der Vertriebenen,
sondern auch die gesamten nationalen Kräfte
Deutschlands:
wir sollten unsere politische
Tätigkeit in der Zukunft nicht auf Fragen der
inneren Politik in unseren Lande
beschränken.
Gerade die Beschränkung auf inländische
politische Themen ermöglicht dem
herrschenden System ein leichtes Spiel, um die
nationalen Kräfte zu dämonisieren, zu
schikanieren, zu verfolgen und das der Welt als
Kampf gegen Neonazismus zu verkaufen, was
verständlicherweise nur noch begrüßt wird.
Das politische System, das die Alliierten in der
BRD installiert haben, unterdrückt mit der
„Nazi-Keule“ jegliche Andersdenkenden, macht sie
mundtot, ohne die Gefahr einzugehen, vom Ausland
kritisiert zu werden. Dieser Teufelskreis muß
durchgebrochen werden.
Uns ist es klar, daß wir uns
auf dem politischen Feld zwischen zwei
Siegermächten bewegen: den USA und dem heutigen
Rußland, wobei man diese heute als Gegner
betrachten kann.
Die nationalen Kräfte müssen in der Außenpolitik
eine klare und eindeutige Position
einnehmen, die Verständnis in der einen oder
anderen Frage außerhalb der BRD findet und so
positive Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Ein Beispiel:
Die zweitgrößte Fraktion in der Staatsduma
Rußlands machte eine Untersuchung über
oppositionelle politische Bewegungen und
Entwicklungen in Nord-Amerika und West-Europa.
In Bewertung solcher Entwicklungen in der BRD
stützte sich dieser Bericht fast ausschließlich
auf die Information von der Seite „Die
Rußlanddeutschen Konservativen“. Sergej Stroew,
Assistent eines Duma-Abgeordneten, schreibt in
diesem Bericht, Zitat:
„Nach der Analyse der Publikationen und
Veröffentlichungen der deutschen
Nationaldenkenden aus der NPD und der
"National-Konservativen Bewegung der Deutschen
aus Rußland" stellen wir fest, daß sie
1. strikt die amerikanischen Raketen „Patriot“
in Polen ablehnen,
2. gegen den Druck seitens der EU auf
Weißrußland sind,
3. gegen den Bundeswehr-Einsatz in Kosovo und
Afghanistan demonstrieren,
4. die NATO Aggression in Libyen verurteilen und
5. gegen NATO und Nato-Erweiterung sind.
„Wir wollen es nochmals betonen - diese
Menschen, die in den westlichen und auch in
russischen Medien nicht anders als Neonazis und
Revanchisten tituliert werden, wollen in
Wirklichkeit ein friedliches Miteinander in
ihrem Land und im übrigen Europa - sind also
gegen Angriffskriege der NATO und
NATO-Stützpunkte in Deutschland und aller Welt.
Aus diesem Grund veranstalten sie auch
regelmäßige Kundgebungen gegen die
Kriegstreiberei und Globalisierung.
Die Medien sind in der Tat nur das Werkzeug des
Großkapitals und der politischen „Elite" der
Globalisierung. Diese ist logischerweise
bestrebt und darauf bedacht, die nationalen
Staaten zu vernichten und ihre unbeschränkte
Herrschaft zu festigen. Ohne Rücksicht auf
Menschen und Menschenschicksale. „Das Ziel
heiligt die Mittel"- das ist ihr Motto ...
Daran klebt Blut.
Die russischen Medien tragen zu der
NATO-Osterweiterung und zur Legalisierung der
sog. Opposition und orangefarbenen Revolutionen
bei, indem sie das Märchen von den bösen Nazis
von den westlichen Medien übernehmen, wie es in
der Ukraine etwa der Fall gewesen ist.“
(Sergei
Stroev, Assistent des Staatsduma- Abgeordneten,
Co-Vorsitzender der Sankt- Petersburger Fraktion
der allrussischen Bewegung „russky Lad")
Da wir uns heute mit das Thema „Vertreibung“
beschäftigen, sollten wir dafür sorgen (so weit
es möglich ist), daß sich der BdV nicht vor die
Karre der internationalen Globalisierung spannen
läßt. Immerhin, es ist doch positiv zu bewerten,
daß der BdV heute einer der wenigen bürgerlichen
Vereine in der BRD ist, die für die
traditionellen menschlichen Werte stehen. Die
Präsidentin des BdV prangert in ihrem Auftritt
im Bundestag die Grüne Partei wegen deren
Versuch, die Pädophilie zu legalisieren, an. Vor
kurzem hat Erika Steinbach eine Rede im
Bundestag gehalten, wo sie das Thema „Verfolgung
der Christen in der Welt“ angesprochen hat. Die
Aufhetzung gegen die Christen im Irak hat zu
Massenmord und praktisch vollständiger
Vertreibung des uralten assyrischen Stammes aus
dem Irak geführt.
Wer im Hintergrund die Drahtzieher dieses
Verbrechen sind, kann man sich gut vorstellen.
Heute wird in Syrien das gleiche Szenarium
angewendet. Im Syrischen Konflikt sollten die
deutschen Vertriebenen und alle heimattreuen
Gruppen eine eindeutige und klare Position
annehmen. Das Chaos in Syrien zu stoppen, um
die Massen-Flucht aus dem Land zu verhindern -
ob das Christen oder Muslime sind - und dadurch
die Flut der Flüchtlinge nach Deutschland zu
bremsen, ist nur möglich, wenn die legitime vom
Volk gewählte Regierung Baschar Assad
unterstützt wird.
Die Situation um Weißrußland
Hier entwickelt sich, verborgen von den
Vertriebenen wie auch von der westlichen
Öffentlichkeit im Ganzen, eine bemerkenswerte
Situation, die weitgehende Folgen haben kann.
Es soll die besondere Aufmerksamkeit der
Vertriebenen wie auch aller nationalen Kräfte
Deutschlands auf die Geschehnisse in Weißrußland
und auf die Rolle Polens in diesen Ereignissen
gerichtet werden: ein Konflikt zwischen Polen
und Weißrußland. Der Verursacher ist die
polnische Minderheit auf dem Gebiet des heutigen
Weißrußland.
Hier benötigt man einen kurzen Blick in die
neueste Geschichte, also den Ausgang des II.
Weltkrieges, wo generell das gesamte
Vertreibungsdrama seine Wurzeln hat.
Nach dem Abkommen zwischen den Siegermächten
über die neuen Staatsgrenzen nach dem Ende das
Krieges wurde Polen reichlich territorial
beschenkt, mußte aber auf Verlangen Stalins eins
von seinen Gebieten der Sowjetunion überlassen –
das GRODNO- Gebiet, wo noch viele Polen
geblieben sind.
Die Besonderheit der Situation besteht darin,
daß in Weißrußland zwei Vereine der Polen
Weißrußlands tätig sind, wobei einer vom
Justizministerium Weißrußlands anerkannt und
registriert ist und der zweite, ein
inoffizieller, von den Behörden Polens
unterstützt, finanziert und geleitet wird.
Der Skandal um die polnische Minderheit in
Weißrußland begann im Jahre 2005, als
Angelika Boris zum Vorsitzenden des
polnischen Verbandes gewählt wurde. Aber das
Justizministerium in Weißrußland hat die
Wahl-Ergebnisse des Kongresses der Polen unter
der Leitung von Angelika Boris nicht
anerkannt, da seiner Meinung nach dieser Verein
die Grenze der Kultur- und Aufklärungstätigkeit
im Bereich nationaler Minderheiten überschritten
hat und politisch gegen die Interessen
Weißrußlands aktiv geworden ist. Die
weißrussischen Behörden hatten genug Gründe um
zu behaupten, daß der polnische Verband unter
der Leitung von Boris sich in ein Zentrum
zur Finanzierung der Tätigkeit politischer
Opposition verwandelt hat. Solche
Unterwanderungspolitik Polens ist keinesfalls in
den Verpflichtungen für die Unterstützung und
Förderung der Tätigkeit nationaler Minderheiten
vereinbart, die Weißrußland im Rahmen
internationaler Verträge auf sich genommen hat.
Eine erneute Verschärfung des Konflikts um den
Verband der Polen begann, nachdem in der
Siedlung im Gebiet Minsk in der Versammlung der
lokalen Abteilung des Verbandes der Polen ihre
vorherigen Vorsitzenden von ihren Ämtern
enthoben wurden. Die vorherige Leitung hatte
sich geweigert, sich dem Beschluß des Kongresses
unterzuordnen, und eine kleine Gruppe ihrer
Anhänger besetzte das Haus, das dem Verband der
polnischen Minderheit gehörte. Polen hat diese
Aktion unterstützt, und die Vertreter der
polnischen Botschaft erklärten, daß sie ein
Recht auf das Vermögen haben. Gemeint ist das
Haus.
Die polnischen Vertreter in der EU haben eine
harte Position in dieser Frage eingenommen und
versuchen allesamt Anstrengungen zu unternehmen,
damit ständig an das Problem des polnischen
Eigentums im Europarlament erinnert wird.
(Ein gutes Vorbild für die Aktivitäten der
deutschen Vertriebenen).
Es ist zu bestaunen, mit welcher Dreistigkeit
und Hartnäckigkeit die Regierung Polens mit
ihrem nicht anerkannten Verein Druck auf
Weißrußland ausübt.
Der Presse-Sekretär des Auswärtigen
Ministeriums, Andrej Sawinych,
unterstreicht: „Wir können die Handlungen
polnischer Behörden nicht ignorieren; sie
versuchen, die Beziehungen zu der polnischen
nationalen Minderheit in Weißrußland zu
politisieren, stellen finanzielle Mittel zur
Einmischung in innere Prozesse in unserem Land
zur Verfügung, und höhere Amtspersonen in Polen
sprechen sich in verantwortungsloser Weise gegen
Weißrußland aus. Der Verzicht der polnischen
Seite auf diese provokatorischen Handlungen
würde viele unnötige Probleme in unseren
Beziehungen beseitigen.“
Im Frühling 2010 haben sich die Vertreter des
offiziellen Verbandes der Polen an die
polnischen Behörden mit dem Appell gewandt, „die
weißrussischen Polen nicht in die Guten
und die Schlechten zu teilen und die Hetze und
Lüge in den polnischen Massenmedien
einzustellen“.
Wie reagierte das polnische Außenministerium
darauf?
Den Leitern des offiziellen Verbandes der Polen
in Weißrußland wurde die Einreise nach Polen
wegen der Zusammenarbeit mit der Regierung des
eigenen Landes, Weißrußland, verweigert.
Zur gleichen Zeit hat der Außenminister Polens,
R. Sikorsky, bei Treffen mit den
Vertretern des inoffiziellen Verbandes der Polen
erklärt, daß die Aktivisten seitens polnischer
Behörden unterstützt werden. „Polen ist ein
Land, das sich sehr energisch in der EU für die
Europäisierung und Demokratisierung Weißrußlands
einsetzt. Wir sind ebenfalls ein Land, das sehr
freigiebig unsere Landsleute sowie auch
diejenigen unterstützt, die eine zivile
Gesellschaft in Weißrußland aufbauen wollen“,
erklärte der Minister.
Aber die finanzielle Unterstützung des
offiziellen Verbandes der polnischen Minderheit,
der von Minsk unterstützt wird, hat Polen
beendet. Aussage des Vize-Sprechers des Senats,
Lolanta Daneljak: „Wir können keine
einzige Struktur finanziell unterstützen, die
gegen Polen tätig ist, und solch eine wird mit
Sicherheit der Verband der Polen sein, der
Lukaschenko unterstellt ist.“
Warschau beschuldigt also den offiziellen
Verband der Polen in Weißrußland, loyal zu dem
weißrussischen Staat zu stehen. Deswegen erklärt
die Regierung Weißrußlands zu Recht, daß der
Verband als Organisation nationaler Minderheit
keine oppositionelle Partei ist und daß er sich
nicht mit Politik beschäftigen soll. Außerdem
ist der Verband der Polen in Weißrußland keine
Domäne Polens, die Befehle aus Warschau
ausführt. Der Verband der Polen ist vor allem
eine gesellschaftliche Organisation
weißrussischer Staatsbürger, die im Rahmen des
weißrussischen Rechtsfelds tätig ist.
Die weißrussische Seite hat Polen mehrmals
vorgeschlagen, konstruktiv und im Geiste der
Nachbarschaft an der Lösung des Problems des
Verbandes der Polen mitzuwirken, was nur im
Rahmen des weißrussischen Rechts, ohne
Politisierung und Internationalisierung dieser
Frage geregelt sein kann und ausschließlich nur
Kultur- und Bildungsziele verfolgt.
Kritik an den Handlungen des polnischen
Außenministeriums gibt es bereits auch in Polen
selbst. Eshi Urban, der Ex-Minister für
Information in der Regierung von Jaruzelski,
äußerte sich im jüngsten Interview im Polnischen
Radio und teilte seine Eindrücke hinsichtlich
polnisch-weißrussischer bilateraler Beziehungen
mit:
„Ich bin ein Gegner der Politik von Sanktionen.
Den Polen kann das politische Regime in
Weißrußland nicht gefallen, aber deswegen
Sanktionen einzuführen, widerspricht den
Prinzipien internationaler Beziehungen. Polen
darf sich nicht in die inneren Angelegenheiten
Weißrußlands einmischen.
Aber vor allem bin ich dagegen, daß die
polnische Minderheit und ihre Organisationen für
politische Ziele eingesetzt werden, weil dann
die Polen tatsächlich in Minsk als fünfte
Kolonne betrachtet werden. Die
Instrumentalisierung einer nationalen Minderheit
gegen das Herkunftsland wird auf Kosten dieser
Menschen vorgenommen.“
Nach den Ergebnissen der Arbeit der
Internationalen Konferenz „Solidarität mit
Weißrußland“, die auf Initiative des Auswärtigen
Amtes Polens in Warschau am 2. Februar 2011
durchgeführt wurde, wurde mitgeteilt, daß die
Länder der Europäischen Union und die USA 87
Millionen Euro zur Unterstützung „der
weißrussischen Zivilgesellschaft“ zur Verfügung
gestellt haben. Das Außenministerium der BRD
erklärte, daß es für diese Ziele 6,6
Millionen Euro zur Verfügung stelle. In
Wirklichkeit ist der Anteil der deutschen Gelder
wesentlich größer, weil die Gelder der EU
größtenteils auch aus den Zahlungsmitteln des
deutschen Steuerzahlers stammen.
Die offene Einmischung in die innere
Angelegenheit der Republik Weißrußland wird von
polnischen Politikern nicht einmal vertuscht,
sie wird nur getarnt und so dargestellt, daß sie
Zuspruch und Unterstützung in Europa erhält. So
hat sich der Vize-Vorsitzende des Ausschusses
des Parlaments (Sejm) der Republik Polen
hinsichtlich der internationalen Politik,
Robert Tyschkewitsch, am 25. April 2008 bei
seinem Auftritt in Danzig folgendermaßen
geäußert: „Die Unterstützung der polnischen
Organisation „Solidarność“ in den 70er und 80er
Jahren des XX. Jahrhunderts durch Westeuropa
wurde zum Vorbild der Unterstützung der
Zivilgesellschaft Weißrußlands heute für
Polen“.
Zum gleichen Zeitpunkt hat die ehemalige
Einwohnerin der Freien Stadt Danzig,
Ingetraut Jochim, die aus ihrer Heimat
vertrieben wurde, in Düsseldorf vor dem Haus der
Vertriebenen, dem Gerhart-Hauptmann-Haus,
versucht, während des Auftritts eines polnischen
Diplomaten, die Aufmerksamkeit auf das Schicksal
der Vertriebenen zu lenken, denen man nicht nur
ihre Heimat geraubt und die man aus ihrem
Vaterhaus vertrieben hat, und denen man nun auch
noch ihre Erinnerung rauben will.
Die Brisanz liegt darin, daß die Regierung
Polens, die von dem Präsidenten Lukaschenko
verlangt, sich nicht in die Tätigkeit des
Verbandes der Polen in Weißrußland einzumischen,
sich erlaubt, sich ständig in die Tätigkeit der
deutschen öffentlichen Organisationen auf dem
Hoheitsgebiet Deutschlands - und zwar des
„Bundes der Vertriebenen“ - einzumischen und auf
jede Weise die Gründung des „Zentrums für
Vertriebene“ zu verhindern, das die Erinnerung
an ihre Tragödie und die Geschichte der
Vertreibungen wachhalten soll.
Warschau demonstriert offen seine Feindschaft
gegenüber der Vorsitzenden des „Bundes der
Vertriebenen“, Erika Steinbach. Der
Versuch, E. Steinbach in den Beirat der Stiftung
„Flucht, Vertreibung, Versöhnung“, die von der
Regierung der BRD gegründet wurde, um die
Probleme der Vertriebenen objektiv zu
beleuchten, aufzunehmen, hat in Warschau eine
Hysterie ausgelöst, sodaß sich der
BRD-Außenminister Guido Westerwelle
beeilte, ein Veto gegen ihre Beteiligung in
diesem Rat einzulegen.
Dieser Fall ist präzedenzlos: die Opfer, in
diesem Fall die Vertriebenen, sollen mit ihren
Henkern vereinbaren, wie sie ihr Schicksal
beleuchten sollen, um dabei das Ansehen ihrer
Henker nicht zu schädigen.
Einen erneuten Skandal verursachte der Versuch,
in den Rat „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“
auch andere Vertreter von Vertriebenen –
Arnold Telge und Hartmut Singer
aufzunehmen. Der letztere erinnerte in seiner
Publikation an eine der Tatsachen in der
Geschichte Polens, an die Mobilmachung im Jahre
1939. Aber jede Erinnerung an „unbequeme“
geschichtliche Fakten in der Politik Polens
jener Zeit verursacht in Polen eine Hysterie.
Ein Versuch, dieses Thema der Vertreibung zu
beleuchten, wird von Polen als Beleg für
Revision von Ergebnissen des Zweiten Weltkrieges
und als Bedrohung für den polnischen Staat
angesehen. Sofort wird es in einen Skandal auf
internationaler Ebene mit obligatorischer
Anwerbung von interessierten Seiten verwandelt.
Diese Methode des Aufbaus der Beziehungen zu
seinem westlichen Nachbarn – Deutschland –
versucht jetzt Warschau auch an seinem östlichen
Nachbarn
− Weißrußland – anzuwenden.
In dieser Situation sollten die deutschen
Vertriebenen ihre Stimme erheben und Polen klar
sagen, daß diese Forderungen, die sie selbst an
Weißrußland stellen, auch die deutschen
Vertriebenen berechtigt, sie ebenso an Polen zu
stellen. (Die Polen haben den Deutschen mehr als
„16 Häuser“ geraubt). Diese Vorwürfe, die Polen
dem BdV gegenüber macht, kann man mit mehr
Berechtigung der polnischen Regierung vorhalten.
Hier zwingt sich eine Frage auf: warum darf
Polen es sich erlauben, sich straflos in
Weißrußlands Angelegenheiten einzumischen?
Die Antwort liegt auf der Hand: Hier treffen
sich die Interessen der USA, die den
Eurasischen Kontinent zu spalten anstreben, was
ihnen die Möglichkeit gibt, Westeuropa und auch
Rußland unter Kontrolle zu halten.
Die amerikanischen Politologen machen heute kein
Geheimnis daraus, daß ihre wichtigsten
Verbündeten in Europa nicht die
Westeuropäischen Länder sondern
zentraleuropäische sind, vor allem Polen und
Rumänien. Daher passen die Ansprüche von
Warschau und Bukarest, getarnt als „historisch
begründe“ Angst vor Expansion von Osten und
Westen, sehr gut in die Strategie der USA,
Europa von Rußland und Zentral-Europa auch noch
von dem „verderblichen“ deutschen Einfluß zu
isolieren.
Polen ist bestrebt, seinen Einfluß auf Litauen,
Weißrußland und die Ukraine auszudehnen, auf die
Territorien des einmal gewesenen „Retsch
Pospolitaja“ – Groß-Polnischen Reiches (1569 –
1795). Wenn
diese Polnischen Projekte in Erfüllung gehen
sollten, so wird Polen ein Trennwall des
Eurasischen Kontinents von Baltikum bis zum
Schwarzen Meer.
Weiter würde dieser Wall dann das
Neu-Osmanischer Reich verlängern, wonach die
heutige Türkei deutlich erkennbar strebt. Nach
dem Sturz der Regierung Assad in Syrien würde
der Einfluß dieses neuen Gebietes, das Mitglied
der NATO und treuer Vasall der USA bleibt, vom
Bosporus bis Israel reichen. Anscheinend aus
diesem Grund dulden oder sogar fördern die USA
die Bestrebungen Polens und Türkei in verdeckter
Form, ihre regionale imperiale Macht aufzubauen,
um dann selbst ein Imperium über Imperien zu
sein, um ihre globale Kontrolle über die
Kontinente zu erleichtern.
Im Angesicht dieser geopolitischen Entwicklungen
verliert die Frage der deutschen Vertriebenen
das faktische Ansehen als revanchistische
Bestrebung, die Ergebnisse des II. Weltkriegs zu
revidieren und gewinnt ganz neue gegensätzliche
Bedeutung: Gegner der totalen Globalisierung,
der Vernichtung der nationalen Staaten und
expansionistischen Politik der NATO zu sein.
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