Der Geist von Tauroggen und Sewastopol
Zahlreiche
russische Staatsmänner haben die Auffassung
vertreten, gute Beziehungen mit dem deutschen
Volk seien das A und O der russischen
Europapolitik. Die deutschen Patrioten pflichten
dieser Ansicht voll und ganz bei und halten ein
deutsch-russisches Bündnis für den Eckstein der
deutschen Ostpolitik. Als Vorbild dient ihnen
Tauroggen. Am 30. Dezember 1812 unterzeichneten
der preußische General York von Wartenberg und
der russische General Dibitsch in einer Mühle
des litauischen Dorfes Poscherun die Konvention
von Tauroggen. Diese sollte das Schicksal
Napoleons endgültig besiegeln und seine
Niederlage unvermeidlich machen. In unsren Tagen
geht die Bedrohung Europas von keiner Grossen
Armee aus. Für Deutsche und Russen stellen die
amerikanische Massenkultur sowie der westliche
Liberalismus die tödlichste Bedrohung dar. Nach
den Plänen Washington ist das Ziel der “Neuen
Weltordnung” die Kolonisierung des europäischen
Kontinents und die Vernichtung der
Eigenständigkeit sowohl des russischen als auch
des deutschen Volkes.
Aus diesem Grund betrachten die Patrioten
Deutschlands Amerika als den Hauptfeind der
Deutschen und der Russen zugleich. Der geistige
und ethische Widerstand dieser beiden führenden
europäischen Völker bildet ein Hindernis auf dem
Weg zur “Neuen Weltordnung”.
Die wechselseitigen Beziehungen zwischen Russen
und Deutschen sind untrennbar mit der Geschichte
der russischen Erde verknüpft; sie bestehen seit
ungefähr zweitausend Jahren und sind somit sehr
viel älter als die Entdeckung Amerikas oder die
Epochen der Aufklärung und des Kapitalismus. Zum
Aufbau des imperialen russischen Staates haben
Deutsche als Berater, Unternehmer, Diplomaten,
Soldaten, Politiker, Philosophen, Pädagogen,
Ärzte usw. maßgeblich beigetragen. In den Adern
Afanassi Fets und Alexander Bloks floß deutsches
Blut, und die deutschen Gelehrten Gmelin, G.F.
Müller, Steller, Middendorf, Toll und Pallas
wirkten bei der allseitigen Erforschung
Sibiriens im 18. Jahrhunderts entscheidend mit.
Sricht man von der Geschichte der
deutsch-russischen Beziehungen, so gilt es
unbedingt zwei bemerkenswerte Rußlanddeutsche zu
erwähnen, die als russische Patrioten den Ruhm
und Stolz des unbeugsamen Rußlands mehrten. Der
erste der beiden war Feldmarschall Fürst Michael
Barclay de Tolly, ein Ostseedeutscher aus
Livland. Von 1810 bis 1813 war er russischer
Kriegsminister; im Jahre 1812 befehligte er die
erste russische Armee und verhinderte durch
seine Strategie der aktiven Verteidigung deren
Vernichtung, wodurch er zum Sieg in der Schlacht
von Borodino beitrug, mit der sich der
unsterbliche Name Kutosow verknüpft.
Der zweite dieser beiden großen Rußlanddeutschen
war General Totleben, der dem
deutsch-schwedischen Rittertum der Ostsee
entstammte und zum Held des Krimkrieges wurde.
Die Admiräle Nachimow, Kornilow und Istomin
waren im Kampf gefallen, und Totleben selbst,
der geniale Schöpfer der Festungsanlagen von
Sewastopol, war schwer verwundet worden. Mit
seinem Namen verbunden sind das Gefecht von
Baklalawa und der Kampf um Malachow-Hügel [Malachow
Kurgan]. Dort plante er die befestigten
Positionen und errichtete unter dem
Kartätschenfeuer der Engländer und Franzosen
jene gewaltigen Wälle, vor denen die feindlichen
Soldaten verbluteten.
Von diesen Männern und ihren Taten wissen die
Moskau-Korrespondenten der deutschen Zeitungen,
des deutschen Rundfunks und des deutschen
Fernsehens nichts. Sie, die sie keine Ahnung von
Geschichte haben, richten törichte Attacken
gegen die nationale russische Opposition.
Gegen die einseitige Darstellung der Lage in
Rußland wendet sich die nationale deutsche
Opposition, insbesondere die hochkarätigen
Zeitschriften “Staatsbriefe”, “Criticon”,
“Nation und Europa” und “Etappe”. Diese
Publikationen, die von Studenten und jungen
Intellektuellen gelesen werden, stehen
geschlossen hinter der nationalen Opposition
Rußlands.
Russenhaß ist im heutigen Deutschland zur
seltenen Ausnahme geworden. Die aus Deutschland
zurückkehrenden russischen Soldaten berichten
kaum je von feindseligen Gefühlen, die ihnen
seitens der deutschen Bevölkerung
entgegengeschlagen hätten. Unter den Deutschen
ist der Geist von Tauroggen und Sewastopol noch
lebendig. Alles in allem läßt sich ohne weiteres
sagen, daß die antirussischen deutschen Medien
gleichzeitig auch Todfeinde Deutschlands, seines
Volkes und des deutschen Patriotismus sind. Ihre
Feindschaft gegen Rußland geht Hand in Hand mit
einer ausgeprägten Deutschfeindlichkeit. Diesen
Handlanger der amerikanischen “Neuen
Weltordnung” wird es so ergehen wie Napoleon bei
Borodino, an der Beresina, in Tauroggen und bei
Leipzig.
Wolfgang Strauss
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